Die Jury der DADK (Karin Henkel, André Jung, Jossi Wieler) verleiht den Gertrud-Eysoldt-Ring 2024 an die Schauspielerin Birgit Minichmayr für sein herausragendes Spiel.
Die Preisverleihung wird gemeinsam mit der Verleihung des Kurt-Hübner-Regiepreises im Parktheater Bensheim stattfinden; der Termin wird noch bekannt gegeben.
Szenenbild aus "Heldenplatz", Burgtheater Wien, Foto Matthias Horn
Ausnahmeschauspielerin der Theatergeschichte
Es ist wahrscheinlich eine Art Geister-Austreibung, was Frank Castorf mit seiner Inszenierung von Thomas Bernhards letztem Stück „Heldenplatz “, 35 Jahre nach der Uraufführung am selben Ort, dem Burgtheater, vorhat. Oder ist es doch eine Geisterbeschwörung? Denn da sind sie wieder, die nicht enden wollenden bernhard‘schen Wutredner, die sich im Weltekel und ihrer Misanthropie bis zur Erschöpfung suhlen, sich das Recht einfach herausnehmen über alles und jeden zu urteilen und sich dabei so gerne selber ins Unrecht setzen. Doch diesmal hören sie sich ganz anders an. Aus dem Mund von Birgit Minichmayr klingen die Suaden des österreichischen Dichters, die hinlänglich bekannt schienen, erschreckend neu: noch bissiger, derber, noch lauter, greller, provokanter und unverschämter, viel musikalischer und irgendwie auch klüger, trotz, oder eben wegen der so lustvollen spielerischen Übertreibung, die Birgit Minichmayr schamlos auf die Bretter schmettert.
Aus einem sich verausgabendem Ensemble von sechs SchauspielerInnen, die die Rollen permanent tauschen oder Rollenzuweisungen einfach kraftvoll überschreiten, ragt Birgit Minichmayr besonders hervor. Grotesk und hochkomisch spielt sie, herzzerreißend singt sie - und dann spricht sie wieder mit einer Dringlichkeit, als sei die Wunde Wien(s), um die es geht in diesem Stück über Antisemitismus, Vertreibung und Exil, noch frisch oder soeben wiederaufgebrochen. In der Rolle des Robert Schuster monologisiert sie einbalsamiert wie eine Mumie – zwischen Totenkult und dem, was nicht totzukriegen ist. Bewegungseingeschränkt durch die Bandagen, stellt sie ihre extreme schauspielerische Beweglichkeit unter Beweis: wie sie im Lauf der fünfstündigen Vorstellung zwischen elegischem Pathos und Ironie changiert und mit derselben Glaubwürdigkeit als Mann wie als Frau auftritt, ist zutiefst beeindruckend und maßgeblich für eine Aufsprengung des Stücktexts.
Der Gertud-Eysoldt-Ring soll die einzigartige Kunst von Birgit Minichmayr würdigen, die sich schon lange und vielfach als Ausnahmeschauspielerin in die Geschichte des Burgtheaters und in die Theatergeschichte schlechthin eingeschrieben hat.
Die Jury:
Karin Henkel
André Jung
Jossi Wieler (Vorsitz)
Birgit Minichmayr in "Heldenplatz", Burgtheater Wien, Foto Matthias Horn
Birgit Minichmayr, 1977 in Linz geboren,...
Birgit Minichmayr, 1977 in Linz geboren, erhielt ihre Schauspielausbildung am Max Reinhardt Seminar in Wien. Schon während ihrer Studienzeit wurde sie am Burgtheater in Wien engagiert. Nach einer Castorf-Produktion bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen wechselte sie 2004 zu Castorf an die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin. 2007 kehrte sie an das Burgtheater zurück, bevor sie 2011 ans Münchner Residenztheater ging, dann arbeitete sie frei. Birgit Minichmayr ist seit der Spielzeit 2019/20 wieder festes Ensemblemitglied am Burgtheater. Die vielfach ausgezeichnete Schauspielerin, u.a. mit dem Ulrich-Wildgruber-Preis und dem Nestroy-Theaterpreis, ist auch in zahlreichen Spiel- und Fernsehfilmen zu sehen.
Der Preis ist ein Vermächtnis des 1981 in Bensheim verstorbenen Theaterkritikers Wilhelm Ringelband, der den Namen der von ihm verehrten Max-Reinhardt-Schauspielerin (1870-1955) mit einer Auszeichnung verbunden sehen wollte. Der Preis, der mit 10.000 EUR dotiert ist, wird für eine herausragende schauspielerische Leistung im Theater vergeben.
Er wird alljährlich bei einem Festakt im Bensheimer Parktheater verliehen, bei dem neben der Jurybegründung bis 2006 Festvorträge zu Themen des Theaters gehalten wurden. Seit 2007 findet die Preisverleihung als Abendveranstaltung statt, an die sich ein Fest im nahegelegenen Bürgerhaus anschließt.
Die Jury der DADK (Karin Henkel, André Jung, Jossi Wieler) verleiht den Gertrud-Eysoldt-Ring 2023 an den Schauspieler Jörg Pohl für sein herausragendes Spiel.
Die Preisverleihung wird gemeinsam mit der Verleihung des Kurt-Hübner-Regiepreises am 23. März 2024 im Parktheater Bensheim stattfinden.
Szenenbild aus "Moliere - der eingebildete Tote", Theater Basel, Foto Lucia Hunzinger
Theaterbesessenheit, die alle Grenzen sprengt
Dass das Theater Basel 350 Jahre nach Molières Tod an dieses Genie des Theaters mit einem Auftragswerk erinnert, könnte sinnfälliger nicht sein. Jörg Pohl, der, wie seinerzeit Molière, nicht nur Schauspieler ist, sondern auch das Theater mitleitet (in einem Vierer-Team), verkörpert die Rolle von Molière selber, der wiederum die Figur Argan in dessen eigenem Stück „Der eingebildete Kranke“ spielt. Als ob diese Konstruktion nicht schon verrückt genug wäre, lässt die Autorin die Figur Molière auch noch sterben, ihn als Toten auf der Bühne aber weiterleben. Ein wahnwitziger Narr, der nicht möchte, dass das Theater, sein Theater, aufhört.
Jörg Pohl spielt dieses unbedingte Spiel im Spiel mit einer Theaterbesessenheit, die alle Grenzen sprengt, die ästhetischen, wie auch die moralischen; er verausgabt sich lustvoll und mit vollem Körpereinsatz bis zur Erschöpfung, furios, grell und schamlos, umgeben von einem mindestens so spiellustigen Ensemble, das, angesteckt und beschenkt von diesem dionysischen Theatermacher, ebensolche überbordende Energien versprüht.
Bei allem barocken Wirbel, bei aller scheinbaren Übertretung bürgerlichen Geschmacks, erzählt diese klamaukig kluge Interpretation auch nicht wenig über Fragilität und Vergänglichkeit des Theaters und wird so auch zu einer berührenden Selbstreflexion über den Beruf des Schauspielers. Jörg Pohl, der nicht nur hoch virtuos und gleichsam rotzfrech spielt, spiegelt in der Figur Molière auch seine Mitverantwortung als Theaterleiter, der ein Bewusstsein davon hat, dass seine Kunst nur im Verbund mit dem Ensemble strahlen kann. Dieses Ethos ist spürbar in allen Rollen, die Jörg Pohl am Theater spielt – mutig, leidenschaftlich und immer existenziell.
Die Jury:
Karin Henkel
André Jung
Jossi Wieler (Vorsitz)
Jörg Pohl in "Moliere- der eingebildete Tote", Theater Basel, Foto Lucia Hunzinger
Jörg Pohl, Foto Armin Smailovic
Jörg Pohl wird 1979 im Ruhrgebiet...
Jörg Pohl wird 1979 im Ruhrgebiet geboren. Er lebt dort zunächst 23 Jahre unbehelligt vom Einfluss des Theaters in verschiedenen abgehalfterten Industriestädten. Nach sehr mittelmässigem Abitur und Zivildienst ein Jahr erfolgreich arbeitslos. Durch ein Missverständnis («Am Theater gibt’s viel Geld für wenig Arbeit») verschlägt es ihn an die Schauspielschule Bochum. Das Missverständnis wird am Schauspielhaus Bochum geklärt: Tatsächlich ist es mit dem Geld und der Arbeit genau andersrum. Trotz dieser ernüchternden Einsicht folgt er dem Ruf von Matthias Hartmann an das Schauspielhaus Zürich. Er spielt dort unter anderem Fürst Myschkin aus ‹Der Idiot› oder Alex aus ‹Clockwork Orange›. 2008 erhält er im Rahmen des Max Ophüls Festivals die Auszeichnung als bester Nachwuchsschauspieler. Ab 2009 Ensemblemitglied des Thalia Theaters. Er lernt dort neben vielen anderen Regisseur:innen auch Antú Nunes kennen, mit dem ihn im Rahmen vieler gemeinsamer Arbeiten eine wechselhafte und belastbare Freundschaft verbinden wird. «Du machst, was du willst, aber ich sehe, was ich will. Darum klappt das mit uns», referiert Nunes einmal das Betriebsgeheimnis ihrer Partnerschaft. In elf Jahren in Hamburg engagiert sich Pohl nicht nur in vielen Rollen (Danton, Hamlet, Richard III, Liliom, usw.), sondern auch in Debatten um die Abschaffung der autoritären und veralteten Führungsstrukturen am Theater. Er glaubt, dass man auch ohne Angst und Unterdrückung Kunst machen kann. Vielleicht sogar gute.
23
März
2024
Im Rahmen eines Festaktes im Parktheater Bensheim wird der Gertrud-Eysoldt-Ring für das Jahr 2023 verliehen an den Schauspieler JÖRG POHL für seine Doppelrolle in „Molière – der eingebildete Tote“ von Nona Fernández, ein Werk nach Molière in der Inszenierung von Antú Romero Nunes“ am Theater Basel.
Der Kurt-Hübner-Regiepreis 2023 geht an den Regisseur WILKE WEERMANN für die Inszenierung seines Stücks „Unheim“, das er als Auftragswerk für das Schauspiel Frankfurt geschrieben hat.
Künstlerische Gestaltung des Abends durch die Schauspielerin und Sängerin Genija Rykova.
Die anschließende Gala beginnt ab circa 20 Uhr im Bürgerhaus.
Für Preisverleihung und Gala ist eine Einladung erforderlich.
24
März
2024
Rita Thiele (Dramaturgin) und André Jung (Schauspieler) im Gespräch mit den Preisträgern
Jörg Pohl, Gertrud-Eysoldt-Ring 2023
Wilke Weermann, Kurt-Hübner-Regiepreis 2023
Freier Eintritt!
Am 18.3.2023 wurde den beiden Schauspielerinnen Alicia Aumüller und Patrycia Ziólkowska der Gertrud-Eysoldt-Ring verliehen für ihre herausragende Leistung in "Ödipus Tyrann", Regie Nicolas Stemann, Schauspielhaus Zürich.
Ihre Dankesrede war eine amüsant-tiefsinnige Performance, die das Publikum begeisterte.
Nun kann man die beiden Schauspielerinnen mit der preisgekrönten Inszenierung der antiken Tragödie am 4.10.2023, 20 Uhr im Parktheater Bensheim erleben.
Das Gastspiel beider Schauspielerinnen ist zugleich eine Premiere in der Geschichte des Eysoldt-Rings:
Dass die ausgezeichneten Schauspielerinnen mit dem Stück, für das sie den renommierten Theaterpreis erhalten haben, auch in Bensheim auftreten, hat es bisher noch nie gegeben.
Von Presse und Publikum gefeiert, bescherte die Premiere des antiken Klassikers im September 2022 dem Schauspielhaus Zürich einen herausragenden Spielzeitstart samt stehender Ovationen für Aumüller und Ziólkowska.
Denn die Figuren des Stücks sind auf die zwei Schauspielerinnen verdichtet, die in ihrem brillanten Spiel aufeinander eingehen, ohne sich den Raum für Entfaltung zu nehmen. Genau jenes „grandiose Zusammenspiel“ würdigte die Theater-Jury bestehend aus Karin Henkel, André Jung und Jossi Wieler mit der Verleihung des Gertrud-Eysoldt-Rings an „zwei herausragende Schauspielerinnen, die in ‚Ödipus Tyrann‘ sämtliche Rollen spielen“, während das Publikum gebannt dabei zuschaut, „wie lässig und dennoch ernsthaft, wie komisch und dennoch sensibel Aumüller und Ziólkowska in diese hinein und aus ihnen wieder herausspringen.“
Gemeinsam erzählen sie spielend die großen Themen des antiken Dramas – „keine Klischees bedienend, debattieren sie miteinander über Macht, Schuld und Recht. Fasziniert sind wir von einem Krimi, der intelligenter und nahbarer kaum erzählt werden kann“, so die Jury.
Dieser Krimi erzählt von einem Menschen, der König sein will, sich auf der Suche nach Schuldigen für die epochale Krise aber selbst ausnimmt und so zum Tyrannen wird. Theben und seinen Töchtern Ismene und Antigone hinterlässt er Zerstörung, Leid, Schmerz – und Wut. Mit den beiden Schauspielerinnen Alicia Aumüller und Patrycia Ziólkowska inszeniert Nicolas Stemann den Originaltext, den er selbst neu übersetzt hat, als düstere Farce über eine Menschheit, die erkennt, dass an ihrem Untergang niemand anders schuld ist als sie selbst.
„Ein Fest der Schauspielkunst“, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung, auf das sich das Publikum am 4. Oktober um 20 Uhr im Parktheater Bensheim freuen darf.
Die Jury der DADK (Karin Henkel, André Jung, Jossi Wieler) verleiht den Gertrud-Eysoldt-Ring 2022 an das Schauspielerinnen-Duo Alicia Aumüller & Patrycia Ziólkowska für ihr berührendes und begeisterndes Spiel.
Die Preisverleihung wird gemeinsam mit der Verleihung des Kurt-Hübner-Regiepreises am 18. März 2023 im Parktheater Bensheim stattfinden.
Auf der Suche nach einer preiswürdigen...
Auf der Suche nach einer preiswürdigen Leistung einer Schauspielerin für den diesjährigen Gertrud-Eysoldt-Ring, fand die Jury mehr:
nämlich zwei herausragende Schauspielerinnen und ein grandioses Zusammenspiel!
Alicia Aumüller und Patrycia Ziólkowska spielen in „Ödipus Tyrann“ sämtliche Rollen, und gebannt schauen wir zu, wie lässig und dennoch ernsthaft, wie komisch und dennoch sensibel sie in diese hinein und aus ihnen wieder herausspringen. Virtuos ist es, wie sie als Spielerinnen zu Ödipus‘ Töchter werden, wie sie mal Chor oder Chorführer, wie sie Tiresias, Iokaste, Kreon, Bote, Diener und selbstverständlich auch Ödipus selber sind oder diese Figuren manchmal auch nur anskizzieren.
Sie verkörpern sie in schlichten schwarzen Kleidern mit nur wenigen Accessoires auf einer schmalen Bühne vorm Eisernen Vorhang im Vertrauen auf den Text, auf die Geschichte, auf die Sprache. Und aufeinander!
Wie modern die beiden Künstlerinnen gemeinsam die großen Themen dieses antiken Dramas spielend erzählen, berührt und begeistert sehr.
Temporeich und direkt, changierend zwischen den Geschlechtern und keine Klischees bedienend, debattieren sie miteinander über Macht, Schuld und Recht.
Gebannt sind wir von einem Krimi, der intelligenter und nahbarer kaum erzählt werden kann.
Das Geheimnis hinter dem mutigen Spiel von Alicia Aumüller und Patrycia Ziolkówska ist ihre Fähigkeit, sich gegenseitig zuzuhören, sich gegenseitig zu fordern, sich aber auch immer wieder zu bescheiden. Ihr Theater lebt von der künstlerischen Freiheit im Umgang miteinander. Ödipus sucht die Wahrheit – im Zusammenspiel der beiden Frauen leuchtet sie.
Die Jury:
Karin Henkel
André Jung
Jossi Wieler (Vorsitz)
Liebe Anwesende, liebe Politikerinnen, danke schön,...
Liebe Anwesende, liebe Politikerinnen, danke schön, liebe Jury – liebe Karin Henkel, lieber Jossi Wieler, lieber André Jung – für diese schöne Wahl, herzlichen Glückwunsch liebe Marie Schleef, liebe Akademie – hallo, lieber Jürgen Drescher, lieber Herrmann Beil – (und einen dank an alle, die an der Organisation und Durchführung dieser schönen Preisverleihung beteiligt waren…)
Vor allem aber: liebe Patrycia, liebe Alicia,
Es ist mir eine ganz besondere Freude und Ehre, euch heute hier diese Laudatio zu halten für diesen schönen Preis und diese tolle und hochverdiente Ehrung.
Wenngleich es keine ganz leichte Aufgabe ist – denn ihr kriegt den Preis zwar zusammen und für eine gemeinsame Arbeit, seid aber sehr eigenständige Künstlerinnen – auch haben wir jeweils eigene Arbeits-Geschichten miteinander, euer Zusammenspiel ist bestechend, aber doch macht euch eure Unterschiedlichkeit aus.
Nun all dem in einer einzigen Laudatio gerecht zu werden, ist gar nicht so einfach, und man sehe es mir nach, wenn mir das hier nur teilweise gelingt.
Liebe Patrycia: wir arbeiten nun schon seit fast fünfzehn Jahren zusammen.
Liebe Alicia, unsere Arbeitsbeziehung ist zwar etwas jünger, aber deshalb nicht weniger intensiv.
Für uns, liebe Patrycia, war unserer erste Arbeits-Erfahrung gleich eine über vier Stunden grösstenteils improvisierte Dauer-Performance: «Kontrakte des Kaufmanns», Jelineks Wirtschaftsstück zur Zeit des Bankencrashs. die Leute konnten kommen und gehen, wir alle waren auf der Bühne und erfanden die Inszenierung jeden Abend neu – indem wir auf der Bühne lebten und uns dem Fluss der Ereignisse, Assoziationen, Spiele – und nicht zuletzt dem Text zur Verfügung stellten.
Wir waren eine grosse Theater-Band, und dass wir diese Form gemeinsam errungen haben (es fühlt sich ja nicht automatisch toll an, vor einem voll besetzten Saal mit 1000 Zuschauern auf einer Bühne zu stehen und keine Ahnung zu haben, was gleich passiert), das hat uns zusammengeschweisst, hat gegenseitiges Vertrauen und die Basis geschaffen für viele weitere Arbeiten – Nathan der Weise, Faust, zuletzt Besuch der Alten Dame – jede dieser Arbeiten ein neuer Versuch, die alten Fragen ans Schauspiel und ans Theater wieder neu zu stellen und Antworten auszuloten.
Dabei ist mir zunehmend aufgefallen: Du kannst einfach alles – Komödie, Tragödie, avantgardistische Form, psychologisches Kammerspiel, Boulevard, Tanztheater…
Das ist beim Proben ein grosser Genuss – und manchmal werde ich auch ein bisschen demütig. Vor allem, wenn ich als Regisseur nicht weiss, wohin die Reise gehen soll – und dann stehst du da mit deinem atemberaubenden Talent. In solchen Momenten ist es dann aber auch ein Teil deines Talents, dieses Talentiertsein zu vergessen und dich ganz in die Talentfreiheit zu werfen. Ins Nicht-Wissen. In den völligen Quatsch. Ins Irrationale. Und dies – die Fähigkeit, schauspielerisch im Grunde alles zu können, dies aber auch zu vergessen, ohne dass es sich wie ein Verrat anfühlen muss – ist es, was eine grosse Schauspielerin ausmacht. Das Können und das Können des Nicht-Könnens.
Auch wir, liebe Alicia, sind uns interessanterweise im Rahmen von «Die Kontrakte des Kaufmanns» zum ersten mal begegnet – und zwar (welch Zufall) als du auf einem Gastspiel als Vertretung für Patrycia eingesprungen warst, die mit ihrer Tochter Pola schwanger war (die heute übrigens neun Jahre alt wird und neben euch sitzt).
Und ich erinnere mich, wie geflasht ich von deiner unbedingten Hingabe an das Spiel und das Spielen war, ein Spielen, das sprühte vor Leben und das kein Ende zu haben schien, keinen Anfang, aber immer eine grosse Bewusstheit.
Dennoch ging unsere Zeit ging in den letzten Jahren in Zürich erst richtig los.
Als Dagny in «Der Streik», Ayn Rands Propaganda-Werk des mitleidlosen Turbo-Kapitalismus, liessest du die Widersprüche dieser an furchtaren Folgen reichen Ideologie auf eine Art durch deine Figur fliessen, die sie fast zu zerreissen drohte.
Bei den Corona-Passionsspielen weintest du als living sculpture minutenlange stumme Tränen in die Kamera, ereifertest dich als wütende Hohe-Priesterin, die mehr Argumente für als gegen die Auslöschung der Menschheit findet, und tratst als larmoyante Kleinkunst-Schauspielerin auf, die sich mit Country-Balladen darüber beschwert, dass schon wieder das Theater wieder zugemacht wurde – und dann gab es auch noch ein legendäres Blockflöten-Solo zur west-schweizer französischen Verkündung einer erneuten «Nouvelle Vague».
Später haben wir ein mehrtägiges Corona-Konzert auf einem Schiff auf dem Züri-See gespielt – und wieder: deine unumwundene Hingabe ans Spiel. Und so konnten und wollten wir kaum mehr ans Ufer zurück – ans Ufer der Normalität und des Nichtspiels. Und auch bei dir: dieses faszinierende, verstörende Nebeneinander von einer die Dinge bis ins letzte wichtig nehmenden Genauigkeit und dem Loslassen jeglicher Gewissheiten, um hierbei nicht zu verhärten.
Und schliesslich dann: Ödipus.
An dieser Stelle geht noch mal mein Dank an Benjamin von Blomberg, der heute leider nicht hier sein kann, der aber den initialen Funken für dieses Projekt setzte.
Hintergrund bei Ödipus war nämlich zunächst mal ein Problem.
Eines, wie man sie als Intendant immer wieder mal hat:
Wir brauchten ein Vorbühnenstück, das ausschliesslich vorm Eisernen Vorhang spielt und trotzdem ein grosses Publikum anlockt, und – ach ja: - kosten durfte es auch nichts.
Ich weiss nicht, ob mein sportlicher Ehrgeiz, unter solchen Bedingungen trotzdem noch einen halbwegs brauchbaren Theaterabend hinzubekommen, auch dann geweckt worden wäre, wenn Benjamin nicht die Idee gehabt hätte, mir für diese Aufgabe euch beide vorzuschlagen: wäre das nicht mal eine interessante Kombination, ein Stück mit Alicia und Patrycia? Nur mit den beiden?
Ich wusste sofort, als er das aussprach, dass das eine einmalig gute Idee war.
Ein Stück gab es noch nicht, auch keine Ahnung davon, in welche Richtung das ganze gehen würde, nur das Bild: ihr beide als Spielerinnen-Duo auf der Bühne. Das war Kraft und Konzentration und Glamour und Spielfreude – Da war (sorry, liebe Klassik-Fans) Sophokles noch gar nicht an Bord.
Diese Ahnung hat sich dann bestätigt, über eine kurze aber intensive und ungemein reiche Probenzeit hinweg. Keine Requisiten, kaum Bühnenbild – und deshalb um so präsenter ihr beiden im Zentrum – jede Einzelne für sich und doch ihr immer wieder gemeinsam glänzend. Und das Stück – mit seinen ewigen grossen Konflikten, die vom gestern ins heute ragen und wieder zurück, seiner über Jahrtausende angereicherten Rezeptionsgeschichte, seiner grossen und schweren Sprache – war bestens bei euch aufgehoben, daran habe ich wirklich keinen Moment während der (im übrigen eher kurzen Probenzeit) wirklich gezweifelt. Und wer mich kennt, weiss, dass ich das gerne tue, zweifeln, und dass das entsprechend etwas bedeutet.
Was aber ist das, was ihr da tut?
Über Schauspielen reden ist gar nicht so einfach. Was tut ein Schauspieler, eine Schauspielerin?
Denn was Schauspiel ist, das ist ja heutzutage gar nicht so klar. Und entsprechend: was soll eine Schauspielerin können, um eine gute Schauspielerin zu sein? Diese Frage geht natürlich weit und umfasst viele Bereiche, die Ausbildung, die Auswahl an Theatern, die Frage, wer Karriere macht und wer nicht – und nicht zuletzt auch die Frage, wem gebührt eigentlich ein Preis wie der, der heute vergeben werden soll?
Soll eine Schauspielerin (Männer sind hier mitgemeint) sich möglichst gut in jemand anderen verwandeln können? Soll sie ganz sie selbst sein? Soll sie die Rolle zeigen? Oder im Gegenteil ganz in ihr aufgehen? Soll sie zeigen, dass sie spielt – ist das Authentische also das Bewusstsein dafür, dass es nicht authentisch ist? Oder soll sie das Spielen vergessen machen, weil man vor allem denken soll, dass sie selbst es ist, die da steht? Oder beides? Wie aber geht das? Soll sie neben sich stehen oder ganz bei sich sein? Sollen wir die Spielerin sehen oder das Gespielte? Soll sie verschwinden oder sich zeigen? Soll sie eigene Geschichten spielen oder fremde. Darf sie Geschichten erzählen, die nicht ihre sind? Ach ja – und was soll sie eigentlich spielen? Textflächen? Energien? Oder doch die guten alten Figuren? Aber was heisst das eigentlich? Und wenn ja wieviele?
Ich stelle diese Fragen ohne Hintergedanken, ohne Polemik und als Theaterpraktiker. Denn natürlich sind diese Fragen immer auch politisch.
Hinter den Fragen danach, was Schauspielen, Theater-Schauspielen zumal, heute ausmacht, verbergen sich andere, grössere, gesellschaftliche Fragen: Wer darf eigentlich was spielen? Wer wird auf welche Art angeschaut? Was sieht ein hegemonialer Blick in den jeweiligen Bühnenkünstler*innen? Was wird in die Menschen, die dort stehen, hineininterpretiert? Was wird ihnen zugestanden? Was wird ihnen verwehrt? Was können sie sich erkämpfen? Wer braucht jeweils dafür wie viel Kraft – und ist all das gerecht? Welcher Blick wird als universell angenommen – und wem von den Angeblickten gesteht man diese Universalität zu?
In den Proben sagte Patrycia irgendwann :»Wenn ich Ödipus spiele, dann ist es mir in dem Moment egal, dass ich das als Frau tue.»
Und ich hoffe, dass dieser Satz stimmt, dass wir wirklich schon so weit sind, und ich möchte ihn deshalb hoch halten und verteidigen – denn dieser Satz weist hoffentlich darauf hin, dass sich etwas getan hat, daraus spricht Fortschritt und Hoffnung – so einen Satz muss man sich aber erst mal leisten können. Denn das ist ja ein Zustand, der erstrebenswert ist: dass für das Spielen des Ödipus andere Kriterien ausschlaggebend sind, als die, wie die Person, die das spielt, jenseits dieses Spiels gelesen wird
Und so will ich, dass ihr zwei Frauen seid, die dieses männlich dominierte Stück spielen, hier nur einmal kurz erwähnen und dann nicht mehr.
Zurück zum Schauspiel:
Wenn wir uns die oben skizzierten Fragen nach dem, was Schauspiel eigentlich heute ist, vergegenwärtigen und uns dann unsere Ödipus-Inszenierung anschauen und das, was ihr da als Schauspielerinnen macht, dann fällt auf: ihr macht das alles! Teilweise nacheinander, teilweise gleichzeitig. Und wie ihr das macht, raubt ein weiteres mal den Atem.
Ihr spielt die Rolle, geht darin auf, gleichzeitig bleibt die ganze Zeit erkennbar, dass ihr es seid, die spielen. Und dass ihr das aus einer ganz bestimmten sozialen Perspektive tut.
Als Zuschauer erlebt man sowohl die Figur als auch die Spielerin - bis man es vergisst.
Man sieht die Psychologie der Figur, aber auch ihre soziale Verortung.
Man sieht euch arbeiten und man vergisst es. Ihr seid Instrument und Musiker in einem – und irgendwann hört man nur noch die Musik.
Auf einmal leidet man mit Ödipus, aber auch mit Kreon, mit Tireisias, mit Iokaste – Moment mal, ihr seid doch nur zwei – und trotzdem schafft ihr es, dass jede dieser Figuren gleichzeitig recht und unrecht hat, dass man sich angezogen und abgestossen fühlt. Dass man sie kritisiert und doch mit ihnen fühlt, dass man dabei noch die nächste Generation sieht, die von all dem, was da gerade auf der Bühne passiert (oder eben nicht passiert, weil es ja nur gespielt wird), auch noch in Mitleidenschaft gezogen werden wird – ihr leiht diesen Figuren euer Talent, und – es kann gar nicht anders sein – ihr müsst euch selber doch vergessen, während ihr das macht, sonst wäre es emotional nicht so überzeugend – und doch vergesst ihr euch und dass ihr spielt nie ganz – sonst wäre es intellektuell nicht so überzeugend. Und wie ihr das macht, wie euch das gelingt – das soll und muss dann auch ein Stück weit euer Geheimnis bleiben.
Denn eins ist sicher: das, was ihr mit eurem Spiel sichtbar macht, jede einzelne, aber auch ihr beide zusammen, ist etwas, was sich mit logischem und widerspruchsfreiem Denken nicht fassen lässt, und an das man sich entsprechend mit Worten nur herantasten kann.
Kunst eben!
Das letzte Geheimnis kann, darf und soll nicht definiert werden.
Nur eins hierzu: es findet nicht nur in der einen oder der anderen Spielerin statt.
Es ereignet sich zwischen Menschen. Zwischen euch beiden als Spielerinnen, dann aber auch zwischen euch und den Menschen im Publikum. Und wie ihr diese Spannung schafft, diese Verbindung, wie ihr es schafft, gleichermassen bei euch zu sein und mit feinen Antennen auch immer bei der anderen und bei all den anderen da unten – das ist eben noch mehr als nur Spiel, Freiheit und umwerfendes Talent. Das ist eben auch Fähigkeit zu Empathie, dazu, von sich selber abzusehen und andere vorkommen zu lassen.
Und wenn wir vorhin kurz die Politik gestreift haben, so lassen Sie mich am Ende kurz noch auf eines hinweisen: Eine Spielerin, die sich selbst ernst nimmt und behauptet, die darin souverän ist, sich Raum nimmt und sich nicht klein macht – und die dabei dennoch die Existenz, den Raum, die Souveränität, die Perspektiven der anderen mitdenkt und mitfühlt, auch, wenn diese sehr anders sind als die eigenen – dass dies keine Bedrohung ist, sondern im Gegenteil eine Bereicherung und die Voraussetzung zu guter Kunst – darin liegt eine Utopie, und diese Utopie wird greifbar, wenn man euch zuguckt.
Und dafür verneige ich mich vor euch voll Begeisterung und Respekt. Dafür verdient ihr alle Preise der Welt. Wie schön, dass ich mit euch arbeiten durfte und darf. Wie schön dass wir uns kennen. Ich hoffe auf noch viele gemeinsame Abenteuer. Ihr seid toll.
Danke schön.
Patrycia Ziolkowska, geboren 1979 in der...
Patrycia Ziolkowska, geboren 1979 in der Nähe von Warschau, erhielt ihre Ausbildung an der Westfälischen Schauspielschule Bochum. Engagements in Bochum, Hannover, Bonn, Köln, am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, der Volksbühne und der Schaubühne in Berlin sowie bei den Salzburger Festspielen folgten. 2009-2016 Ensemblemitglied am Thalia Theater Hamburg, 2017-2020 am Schauspiel Frankfurt. Wichtige künstlerische Weggefährten sind u.a. Luk Perceval, Dimiter Gotscheff, Karin Beier, Fatih Akin und Nicolas Stemann. Für ihre Kriemhild in Hebbel’s „Nibelungen“, 2008 am Schauspiel Köln, Regie Karin Beier, wird Ziolkowska als Beste Hauptdarstellerin NRWs geehrt und für den Faust-Theaterpreis nominiert. Für ihre herausragende darstellerische Leistung in Nicolas Stemann’s „FaustI+II“ wird sie 2012 mit dem Rolf-Mares-Preis ausgezeichnet. Ulrich Rasches „Nestroy“ preisgekrönte „Perser“-Inszenierung führt sie 2018 wieder nach Salzburg. Sie spielte in vielen anspruchsvollen Film- und Fernsehproduktionen, wie "Auf der anderen Seite", "Die Luft, die wir atmen", "Solino", "Spanische Grippe", "Spätwerk" und "The Cut". Patrycia Ziolkowska arbeitet als Schauspielerin im europäischen Raum und lebt in Frankfurt am Main.
Alicia Aumüller, geboren 1983 in Salzburg,...
Alicia Aumüller, geboren 1983 in Salzburg, studiert an der Zürcher Hochschule der Künste. Nach ihrer Ausbildung wird sie 2008 als festes Ensemblemitglied ans Theater Neumarkt engagiert,
anschliessend geht sie von 2012 - 2019 ans Thalia Theater Hamburg. Sie arbeitet u.a. zusammen mit den Regisseur*innen Barbara Weber, Christoph Schlingensief, Jette Steckel, Anne Lenk, Luk Perceval, Johann Simons, Jan Bosse, Stefan Pucher sowie dem Künstler*innen Duo Tiit Ojasoo und Ene-Liis Semper. Seit der Spielzeit 2019/2020 ist sie Ensemblemitglied des Schauspielhaus Zürich. Hier spielt sie u.a. in Inszenierungen von den Regisseur*innen Nicolas Stemann, Yana Ross, Trajal Harrell.
Für Ihre schauspielerische Leistung in der Inszenierung von Yana Ross „Mein Jahr der Ruhe und Entspannung“ wird sie 2021 mit der „Goldenen Maske“ ausgezeichnet. 2021 sowie 2022 wird sie als Artist in Residence nach Melpignano/Apulien eingeladen. Zusammen mit Barbara Weber und Giacomo Veronesi erarbeitet sie mehrere site-specific Performances
für den öffentlichen Raum. Alicia Aumüller lebt, zusammen mit ihrem Sohn und Mann, in Zürich.
18
März
2023
Im Rahmen eines Festaktes im Parktheater Bensheim wird der Gertrud-Eysoldt-Ring für das Jahr 2022 verliehen an die Schauspielerinnen ALICIA AUMÜLLER & PATRYCIA ZIÓLKOWSKA für ihre Rollen in „Ödipus Tyrann“ von Sophokles am Schauspielhaus Zürich.
Der Kurt-Hübner-Regie-Preis 2022 geht an die Regisseurin MARIE SCHLEEF für ihre Inszenierung „Once I lived with a stranger“ am Schauspiel Köln.
Künstlerische Gestaltung des Abends: Christian Friedel mit seiner Band Woods of Birnam
Die anschließende Gala beginnt ab circa 20 Uhr im Bürgerhaus.
Für Preisverleihung und Gala ist eine Einladung erforderlich.
19
März
2023
Rita Thiele (Dramaturgin) und Nicolas Stemann (Regisseur, Intendant) im Gespräch mit den Preisträgerinnen
Alicia Aumüller & Patrycia Ziólkowska, Gertrud-Eysoldt-Ring 2022
Marie Schleef, Kurt-Hübner-Regiepreis 2022
Freier Eintritt!
Sandra Hüller ist heute, am 2. Juni 2022, in ihrer prämierten Rolle als Hamlet im Theater im Pfalzbau Ludwigshafen zu erleben, Gastspiel des Schauspiel Bochum, Inszenierung von Johan Simons.
Nachdem die Corona-Pandemie es zwei Jahren lang vereitelte, dass Sandra Hüller für ihre herausragende Leistung als "Hamlet" mit dem Gertrud-Eysoldt-Ring 2019 geehrt wird, reist nun eine Delegation aus Bensheim, angeführt von Bürgermeisterin Christine Klein, sowie der Akademie-Präsident Hans-Jürgen Drescher aus München zu Sandra Hüller nach Ludwigshafen, um ihr heute Nachmittag in einer kleinen Feierstunde im Theater im Pfalzbau den Preis zu überreichen.
Wir gratulieren der einzigartigen Sandra Hüller von Herzen!
Und wünschen dem Publikum heute Abend in Ludwigshafen einen eindrucksvollen Abend mit "Hamlet", der vor wenigen Wochen zum Berliner Theatertreffen eingeladen war.
Ich bin Sandra Hüller oder: Eine...
Ich bin Sandra Hüller oder: Eine nicht gehaltene Laudatio *
Von Johan Simons
meine damen und herren
ich bin sandra hüller
nein
spiele ich vielleicht eine Rolle, die auch sandra hüller spielen könnte
nein
ich spiele keine rolle
ich folge den gedanken von sandra hüller als schauspielerin, wenn sie auf der bühne steht
man kann sandra hüller nicht kopieren
aber man kann wohl einen versuch starten, ihren gedanken zu folgen
was würde sandra hüller denken
wenn sie in diesem moment hier stehen würde
sandra hüller
die hunderte gedanken hat, während sie spielt
in dem moment, in dem ich hier rede
wenn ich sandra hüller wäre, die eine laudatio hält, würde ich denken:
habe ich die richtigen schuhe an
wie viele leute sitzen eigentlich im saal
bin ich zu hören
ich muss doch jetzt etwas sagen, was wirklich einen grund hat
oder habe ich gar keinen grund, etwas zu sagen
tja jetzt habe ich den moment verpasst
wie geht es eigentlich der ruby
wie geht es eigentlich dem pavel
wie geht es eigentlich meiner mutter, meinem vater
wie läuft es eigentlich in leipzig so
wie viele einwohner hat leipzig eigentlich
nein
ich bin doch jetzt in bensheim
und bekomme jetzt diesen preis
der auch mit geld verbunden ist
was mache ich eigentlich mit dem geld
moment
ich rede blödsinn
macht es eigentlich etwas aus, was ich rede
ich stehe nicht auf der bühne in leipzig
nicht in bochum
nicht in friedrichsroda
ich stehe auf der bühne in bensheim
wie viele stücke habe ich eigentlich in meinem leben gespielt
und wie viele davon mit johan simons erarbeitet
welche großen schauspielerinnen und schauspieler standen eigentlich neben mir
ich spiele hamlet als frau
aber reicht es, dass ich hamlet als frau spiele
ist das eigentlich das richtige kostüm
jetzt habe ich wieder verpasst, was ich sagen wollte
jetzt habe ich wieder verpasst, was ich sagen wollte
jetzt habe ich wieder verpasst, was ich sagen wollte
was wollte ich sagen
jetzt
was wollte ich sagen
jetzt
ich muss jetzt sein
jetzt sein
warum gelingt es mir nicht
warum habe ich so viele gedanken
warum habe ich so viele gedanken in einer sekunde
warum bin ich angstbesetzt
bin ich zu verstehen
oder bin ich zu leise
wie sehe ich eigentlich aus
ach, es interessiert mich nicht, wie ich aussehe
ich sehe gut aus
ich bin blond, das reicht
ein witz
o gott, o gott
diese gedanken, die meinen kopf bevölkern
ich bringe mich um
ich bringe mich um
ich bin mir sicher
ich bringe mich um
es ist nicht auszuhalten, dieses schauspielerinnen-dasein
warum bin ich eigentlich schauspielerin geworden
welches kostüm trage ich
und jetzt beginnt in einigen wochen ein neuer film
es ist einfach unverantwortlich, wie ich hier stehe
es geht einfach nicht
ich bin sandra hüller
ich bin sandra hüller
und ich bekomme jetzt diesen preis
wie viel geld war es auch wieder
was mache ich denn damit
ich kaufe bestimmt neue schuhe für ruby
oder ich gehe mal in ein schönes hotel mit pavel
in den bergen
nein nein nein
am meer
ich brauche unbedingt ein neues kleid
ein neues kleid für eine neue preisverleihung, die später folgt in berlin
nein
ich bin jetzt hier
warum gelingt es mir nicht, hier und jetzt zu sein
vielleicht jetzt
jetzt
jetzt
jetzt gelingt es mir
etwas zu sagen, was zusammenfällt mit dem moment, in dem ich auf der bühne stehe
ach
man nennt mich eine der begabtesten schauspielerinnen deutschlands
das finde ich gar nicht
so nehme ich mich selbst nicht wahr
ich habe keine ahnung
ich habe wirkliche keine einzige ahnung
ich habe keine ahnung, was schauspiel ist
ich habe eine sekunde, um einen text zu sagen
welche gedanken soll ich wählen, um diesen text zu sagen
jetzt ist der text schon vorbei
jetzt habe ich meinen moment verpasst
jetzt war es mist, was ich gesagt habe
ich bin am ende
noch mal
meine damen und herren
ich bin johan simons
und darf sandra hüller diesen preis überreichen
aber
ich wäre eigentlich lieber sandra hüller
denn dann wäre ich jünger
und eine frau
ich möchte gern mal eine frau sein
ja
jetzt bin ich sandra hüller
jetzt bin ich eine frau
dieses mikrofon
soll ich einen schluck wasser trinken
nein jetzt kein wasser
nein nicht
das geht nicht
das würde johan simons vielleicht tun
aber sandra hüller nicht
sandra hüller steht auch eine viertelstunde auf der bühne bei „hamlet“ ohne eine einzige bewegung
und die leute gucken mich an
und denken, was ist mit ihr los
ist hamlet ein mann
ist hamlet eine frau
ist hamlet beides
spiele ich genug not
ist genug notwendigkeit da, wenn ich hamlet spiele
nein ich bin sandra hüller
ich wohne in leipzig
ich habe gerade meine wohnung umgebaut
naja das habe nicht ich gemacht
das hat pavel gemacht
naja ich habe auch etwas gemacht
ich habe auch ein paar sachen gekauft
ich bin auch nicht blöd
gedanken strömen
so soll schauspiel sein
stream of consciousness
schauspiel soll im moment stattfinden
ich habe gelernt, dass man jeden gedanken zulassen muss
so viele gedanken wie möglich zulassen
in dem moment, in dem man spielt
was denke ich, wenn ich penthesilea spiele
was denke ich dann
was für eine frau ist das
es ist ein undurchdringlicher text
fast
undurchdringlich
es braucht jeden nervt, den ich habe
für diese frau
diesen mann
diese frau, die hin und her schwankt zwischen erschöpftsein und großer liebe
eine aus not geborene figur
die aus der ferne kommt
die schon hunderte jahre alt ist
der kleist das wort gegeben hat
achilles, der sie tot auf dem schlachtfeld antrifft und ihr den helm vom kopf nimmt und denkt: mein gott ist das ein riesenirrtum, ich habe eine frau getötet, die wirklich für mich, für mich geschaffen war, eine wunderschöne frau
und daraufhin schrieb kleist sein stück
aber dort überlebt penthesilea
also ich
er hat dieser frau die macht gegeben zu agieren
zu reagieren
zu kämpfen
ihre würde zu zeigen
das hat kleist alles geschaffen
mit einer geschichte, die schon 2000 jahre alt ist
also
es ist wert, eine frau zu sein
und bei „hamlet“
ich hätte mir auch mal die haare kämmen können
da steht eine figur auf der bühne, die ich sehr liebe
ich hätte vielleicht mehr deo benutzen sollen
und selbstverständlich spielt das eine frau
das war jetzt vom timing her nicht so gut
hamlet, der liebt
ich hoffe, du kannst mit mir weiterspielen
hamlet, der zweifel hat
ach das läuft ja jetzt ganz gut
hamlet, der endlos zweifelt
interessant hier
ein stück, bei dem man dem zweifel folgt
der hat einen offenen schuh
dem zweifel an dem, was das leben eigentlich bedeutet
den schuh mache ich jetzt mal zu
oder was das leben bedeuten soll
hamlet kann polonius doch auch den schuh zubinden
ein stück, in dem liebe eine sehr große rolle spielt
warum geht der zuschauer jetzt raus
in dem die liebe unbeantwortet bleibt
muss der auf die toilette oder findet er es wirklich so schlecht, dass er nach hause geht
was für ein genuss, mit so einem ensemble auf der bühne zu stehen
hat der eine fahne?
wo der kampf am ende nicht stattfindet
hat der eine beruhigungspille genommen?
sondern nur gerufen wird: fang an
fang an
fang an
fang an
ich lache gern
ja
ich lache sehr gern
und ich esse gesund
das tue ich auch
im gleichen moment, wenn ich den text spreche, denke ich schon an essen
und es funktioniert
offenbar
naja manchmal funktioniert es auch überhaupt nicht
manchmal verstehen die leute auch gar nicht, was ich sage
das ist traurig
aber manchmal sage ich auch sachen, die die leute rühren
das sind natürlich sachen, die nicht von mir sind
die sind von anderen
von anderen schriftstellern
oder schriftstellerinnen
aber nein
ich muss in dem moment bleiben, in dem ich hinter diesem mikrofon stehe
hier
und mich bedanken für diesen preis
hier
was wirklich ein wunderbarer preis ist
einige kollegen wie steven scharf haben ihn auch bekommen
da stand er bestimmt auf die gleiche weise hinter diesem mikrofon
hier
und hatte alles vorbereitet, was er sagen wollte
ich habe auch alles vorbereitet, was ich sagen möchte
nur meine gedanken sind chaos
in meinen gedanken, wenn ich spiele, gibt es auch manchmal chaos
dass ich gar nicht weiß, wo ich bin
in welchem stück ich bin
ich habe schon so viele stücke gespielt
to be or not to be
das ist die frage
und das kann ich einfach nicht beantworten
to be or not to be
sein oder nicht sein
das kann ich einfach nicht beantworten
sein oder nicht sein
what a piece of work is man
what a piece of work is man
ik weet het niet
ik weet alleen dat ik niets weet
das ist ein drama
dass ich nicht weiß, wer ich manchmal bin
bin ich eine meiner rollen
oder bleibe ich immer sandra hüller, die diese rollen spielt
oder gibt es nur eine rolle
und dahinter irgendwo weit weg
sieht man sandra hüller
in diesem moment
hinter diesem mikrofon
ich verstehe es einfach nicht, warum ich hier stehe
das einzige ist, dass ich weiß, dass ich mit dem auto vier stunden hierher gefahren bin
und dass ich gedacht habe
wie soll ich mich bedanken für diesen schönen preis
noch mal
meine damen und herren
hier spricht johan simons
ich habe viel gelernt von johan simons
naja, so viel habe ich auch wieder nicht gelernt
ich meine, der denkt das
der ist auch manchmal übermütig
ich bin das viel weniger
ich bin viel bescheidener als er
sandra hüller
und deshalb bekommst du diesen preis
weil du jeden moment versuchst, da zu sein
nur da zu sein
spielen ist der versuch, nur da zu sein
deswegen bist du so eine großartige schauspielerin
sandra hüller
du schenkst diesem hamlet dein leben
du schenkst penthesilea dein leben
dein hamlet ist einzigartig
und geht an zweifeln zugrunde
das leben hatte für hamlet zu wenig sauerstoff
nein
das sage ich nicht gut
zu wenig sauerstoff
das ist das falsche wort
sauerstoff
nein
nein
es gibt bessere begriffe dafür
das leben hatte für hamlet zu wenig
liebe
aber du, sandra, als schauspielerin, hast so viel liebe in dir
bitte bitte bitte bitte bitte
und noch mal
mach das
bitte
weiter
dein kompass ist liebe
du schaffst das
du kannst das
und es ist deine pflicht
auf der bühne und im leben
zu zeigen, wie liebe funktioniert
zärtlichkeit
zerbrechlichkeit
immer wieder muss ich bei dir denken: fängt sie jetzt an zu weinen oder fängt sie jetzt an zu lachen
einfachheit
sandra
einfachheit
immer einfach bleiben
das war es
das ist es
meine damen und herren
das ist
sandra hüller
die hunderte gedanken hat, während sie spielt
die heute diesen schönen preis bekommt
jetzt
hier
du
jetzt
Wie die Jury am 16.12.2019 bekannt gab, ist die Trägerin des Eysoldtrings 2019 Sandra Hüller. Die Jury unter dem Vorsitz von Barbara Frey mit Lisa-Katrina Mayer und Wolfram Koch, hat am 16. Dezember ihre Entscheidung bekannt gegeben.
Der Trotz entstammt aber nicht einer infantilen Protesthaltung, sondern einer tiefen Melancholie: wie oft musste sie sich diese Frage schon stellen? Wie oft hat sie die ganze Menschheit gestellt? Warum ist die Frage unbeantwortet geblieben? In allem, was Sandra Hüller als Hamlet spielt, ist der Schmerz darüber spürbar, dass wir uns nicht selbst DENKEN können, unsern Beweggründen niemals verlässlich auf die Spur kommen. Wir können uns nur SPIELEN. Oder werden wir gespielt? Sandra Hüllers spielerische Virtuosität steckt in dem Umstand, dass sie den Hamlet - sowohl die Figur als auch das gesamte Stück - durch sich hindurchgehen lässt, als stünde sie zum ersten Mal auf einer Bühne und wisse gar nicht, wie man „spielt“. Damit berührt sie einen zentralen Punkt der elisabethanischen Lebens- und Weltauffassung: wir spielen, was wir sind, und wir sind, was wir spielen. Der Authentizitätsbegriff unserer geheimnislosen heutigen Welt ist nur eine Krücke, ein Trostpflaster auf die Wunde unserer Unfähigkeit, zu begreifen, dass es keine klare Grenze gibt zwischen Schein und Sein, zwischen Spiel und Ernst.
Sandra Hüllers leidenschaftliche und entschiedene Auseinandersetzung mit der Hamletfigur ist auch eine Auseinandersetzung mit der Bühnenkunst als solcher. Hüller bleibt sie selbst, indem sie den Hamlet spielt, und sie spielt sich selbst, indem sie Hamlet ist. Sie folgt den Spuren von Shakespeares Stoff, ohne jemals mit dem Staunen darüber aufzuhören, dass es gerade sie ist, die auserwählt wurde, sich mit uns und für uns auf die Suche zu begeben nach dem Komplex von Gewalt, Liebe, Zweifel, Traum und Tod. Ihre Verstrickung in das Drama ist eine wahrhaftige, keine hergestellte, und ihre Kunst besteht genau darin, diese im landläufigen Sinne zu verweigern. Sandra Hüller wendet keine Mittel an, ergreift keine Maßnahmen, sondern lässt sich gefangen nehmen. Und wir? Sind mitgefangen. Diese Komplizenschaft, die es so nur in der Jetzt-Zeit des gemeinsamen Erlebens von Theater gibt, zeigt das Ur-Paradox der Kunst: wirklich frei sind wir in ihr nur dort, wo wir uns gefangen nehmen lassen.
Sandra Hüllers großartiger Hamlet gibt uns die Möglichkeit, dies zu begreifen und es zuzulassen. Wir sind gerne ihre Mitgefangenen - denn sie ist eine von uns.
Am Samstag, den 21.5.2022, wurde Lina Beckmann für ihre herausragende Leistung als Richard in "Richard the Kid & the King" am Deutschen Schauspielhaus Hamburg mit dem Gertrud-Eysoldt-Ring 2021 ausgezeichnet. Die junge Regisseurin Leonie Böhm wurde mit dem Kurt-Hübner-Regiepreis für ihre bedeutende Inszenierung "Medea" am Schauspiel Zürich geehrt.
Das Bensheimer Parktheater war gefüllt mit Theaterliebhabern aus nah und fern, die gekommen waren, um die großartige Schauspielerin und die junge Regisseurin zu feiern. Durch den Abend führte mit Charme, Witz und messerscharfer Satire Michael Quast. Reden wurden gehalten, so vielseitig interessant wie unterhaltend:
von tiefer Begeisterung für Beckmanns Talent sprach Bürgermeisterin Christine Klein,
eindruckvoll rief Akademie-Präsident Hans-Jürgen Drescher die Biografie der namensgebenden und infolge des Nationalsozialismus vergessenen Schauspielerin Gertrud Eysoldt in Erinnerung,
die Dramaturgin Rita Thiele beschrieb in ihrer Laudatio auf Leonie Böhm deren bemerkenswerte Regiearbeit und das ergreifende Ergebnis ihrer "Medea"-Inszenierung,
der Schauspieler Maik Solbach hielt eine sehr persönliche Laudatio auf die einzigartige Ausstrahlung, die Kraft und den Humor seiner Kollegin Lina Beckmann, die gerührt von seinen Worte die Bühne betrat, um den Eysoldt-Ring entgegegen zu nehmen.
Nicht nur den Preisträgerinnen und Redner:innen war Freude und viel Emotion anzumerken - das Publikum war voll der Empathie für die beiden sympathischen Preisträgerinnen. Man feierte die beiden von Herzen.
In besonderem Maße trug die Musik des Paranormal String Quartet zur intensiven Atmosphäre im Parktheater bei. Die Kompositionen von Gustavo Strauß, nuancierend zwischen Klassik, zeitgenössischer Musik und improvisierendem Jazz, beeindruckten das Publikum.
Bei der anschließenden Gala im festlich geschmückten Bürgerhaus setzte sich der gelungene Abend mit Gesprächen bei Getränken und Speisen fort. Live-Musik forderte zum Tanz auf.
Die Matinee im Parkhotel Krone am darauffolgenden Sonntag bot den Gästen Einblick in die Arbeitsweisen und die Persönlichkeiten der beiden Preisträgerinnen. Rita Thiele führte mit Lina Beckmann und Leonie Böhm ein angeregtes Gespräch. Die zahlreichen Zuhörer:innen konnten klugen Gedanken folgen, eine Idee vom Dasein als Schauspielerin bzw. Regisseurin erhalten; auch wurde viel gelacht.
Was für ein schönes Festwochenende!
Getrieben von einer geradezu anarchischen Energie,...
Getrieben von einer geradezu anarchischen Energie, erspielt Lina Beckmann ihren abgründig schillernden Richard. In atemberaubenden vier Stunden entwickelt sie das wahnwitzige Psychogramm einer Figur, die fähig ist, jegliche moralischen Grenzen zu überschreiten und Lina Beckmann tut dies, indem sie sich selber körperlich und emotional verausgabt mit einer irren Schonungslosigkeit und einer einzigartigen Intensität - vom kleinen, ausgestoßenen Kid bis zum monströs machtbesessenen King.
Für das pathologisch narzisstisch gestörte Kind erfindet Lina Beckmann auf ihrem Schaukelpferd einen berührend beunruhigenden Ausdruck; immer wieder reitet sie sich in das ungestillte Bedürfnis nach Anerkennung hinein und lässt uns tief in Richards verletzte Seele schauen: das Elend eines gepeinigten Kindes, das einen niederträchtigen Massenmörder gebiert. Und Lina Beckmann spielt diese Entwicklung mit einer Intelligenz und Virtuosität, die ihresgleichen sucht: zwischen Raserei und Ruhe, wild und zart, laut und leise, tragisch und komisch zugleich; heulend, lächelnd, schreiend, schnaubend, schwitzend und immer wieder bedrohlich verstummend in vielsagenden, angstvollen Blicken.
Lina Beckmanns überbordende Spiellust ist so ansteckend, weil sie, bei aller anarchischen Fantasie dahinter, immer menschlich bleibt. Sie geht nicht nur mit ihren Figuren, sondern auch mit sich selber wunderbar selbstironisch ins Gericht. Und so verschenkt sie ihre unvergleichliche Kunst nicht nur dem Publikum, sondern auch als bescheidene Kollegin ihren Mitspielerinnen und Mitspielern. Sie ist eine Teamplayerin durch und durch. Ihre unbedingte Hingabe und ihre spielerische Freiheit begeistern uns. Wir bewundern in Lina Beckmann eine große Theaterpersönlichkeit unserer Zeit.
Jossi Wieler (Vorsitz), Karin Henkel und André Jung
Lina Beckmann studierte an der Westfälischen...
Lina Beckmann studierte an der Westfälischen Schauspielschule Bochum. 2005 erhielt sie den Solopreis des Bundeswettbewerbs zur Förderung des Schauspielnachwuchses. Ab 2007 war sie Ensemblemitglied am Schauspiel Köln. 2011 wurde sie für ihre schauspielerische Leistung in Karin Beiers Inszenierung "Das Werk / Im Bus / Ein Sturz" und für die Rolle der Warja in "Der Kirschgarten" in der Regie von Karin Henkel mit dem Alfred-Kerr-Darstellerpreis des Berliner Theatertreffens ausgezeichnet und in der Kritikerumfrage von „Theater heute“ zur Schauspielerin des Jahres gewählt.
Seit der Spielzeit 2013-14 gehört sie zum Ensemble des Deutschen Schauspielhaus Hamburg. Für ihre Darstellung in Ibsens "John Gabriel Borkman" erhielt sie 2015 den 3sat-Preis und wurde für den Deutschen Theaterpreis „Der Faust“ nominiert. Für ihr Spiel in "Ab jetzt" wurde sie im selben Jahr mit dem Rolf Mares Preis ausgezeichnet. 2016 erhielt sie den Ulrich-Wildgruber-Preis. Für ihre Rolle des Richard in "Richard the Kid & the King" erhielt neben dem Gertrud-Eysoldt-Ring 2021 auch den NESTROY-Theaterpreis 2021 in der Kategorie "Beste Schauspielerin".
21
Mai
2022
Im Rahmen eines Festaktes im Parktheater Bensheim wird der Gertrud-Eysoldt-Ring für das Jahr 2021 verliehen an die Schauspielerin LINA BECKMANN für ihre Rolle als "Richard" in „Richard the Kid & the King” nach William Shakespeare, Deutsches Schauspielhaus Hamburg in Koproduktion der Salzburger Festspiele
Den Kurt-Hübner-Regie-Preis 2021 geht an die Regisseurin LEONIE BÖHM für ihre Inszenierung „Medea“ am Schauspielhaus Zürich.
Eine Einladung ist erforderlich.
22
Mai
2022
Die Jurorinnen Karin Henkel und Rita Thiele sind im Gespräch mit den Preisträgerinnen
Lina Beckmann, Gertrud-Eysoldt-Ring 2021
Leonie Böhm, Kurt-Hübner-Regiepreis 2021
Freier Eintritt!
Wie die Jury am 21.12.2018 bekannt gab, ist der Träger des Eysoldtrings 2018 André Jung. Die Jury unter dem Vorsitz von Barbara Frey mit Rita Thiele und Wolfram Koch, hat am 21. Dezember ihre Entscheidung bekannt gegeben. Der Gertrud-Eysoldt-Ring 2018 geht an André Jung.
Peter Kümmel, Kritiker der ZEIT und Juror des Kurt-Hübner-Regiepreises, zeichnet Robert Icke für seine Inszenierung der „Orestie“ am Schauspiel Stuttgart aus.
Die Preise werden am 16.03.2019 im Bensheimer Parktheater im Rahmen einer Festveranstaltung verliehen.
Seine Gesamtleistung als Protagonist und als überzeugter Ensemblespieler über mehrere Jahrzehnte an grossen Häusern und in freien Produktionen ist unvergleichlich. Er ist ein Zauberer des Wortes und der Gesten, ein Meister der Unmittelbarkeit. Er kennt keinerlei Eitelkeit, ist immer Spieler und Jongleur, aber auch Wanderer am Abgrund.
Auch der kulturelle Verkehr zwischen Großbritannien und dem sogenannten Kontinent, also der Europäischen Union, wird unangenehm werden. Dagegen müssen die Künste sich wehren. Dagegen setzt diese Preisvergabe auch ein Zeichen.
Es hat aber nur zum kleinsten Teil einen politischen Grund, dass der Kurt-Hübner-Regiepreis in diesem Jahr an einen Engländer geht. Der wesentliche Grund ist, dass Robert Icke, von dem ich hier spreche, ein junger, hochbegabter Regisseur und Autor ist. Dieser Künstler hat es kürzlich gewagt, seine bereits ziemlich in Schwung gekommene heimische Karriere für ein paar Wochen ruhen zu lassen, um in Deutschland zu inszenieren. Icke, 32 Jahre alt, leitet in London ein wichtiges Theater, das Almeida Theatre, aber im Herbst 2018 hat er in Stuttgart am Staatstheater inszeniert – mit deutschen Darstellern, in deutscher Sprache.
Robert Icke hat die Orestie des Aischylos als Autor so bearbeitet und als Regisseur so inszeniert, dass die Macht heutiger Welterklärungssysteme (Medien, Justiz, Wissenschaften) einerseits und die Angst vor den Göttern der Antike andererseits einander nicht ausschließen, sondern im Gegenteil komplementär erscheinen. Orest und Agamemnon werden nicht nur von den Göttern bedrängt, sondern auch von Therapeuten, Journalisten und Juristen.
... Icke vergisst also in keinem Moment, uns darauf hinzuweisen, wie viel Zeit vergangen ist, seitdem Aischylos seine Trilogie schrieb. Aber er macht uns auch klar, dass nichts an unserer Welt so wäre, wie es ist, wenn es Aischylos nicht gegeben hätte. Robert Ickes Orestie hat eine unheimliche Wirkung: als sähen Vergangenheit und Gegenwart einander an – auf misstrauischer Augenhöhe. Und es ist fraglich, wer sich mehr fürchtet vor dem, was er da sieht. Icke ist, als Überbrücker von Schalt- und von Kulturkreisen, fürs deutsche Theater eine Entdeckung.
Wie die Jury am 04.12.2017 bekannt gab, ist die Trägerin des Eysoldtrings 2017 Sophie Rois. Die Jury unter dem Vorsitz von Barbara Frey mit Juliane Köhler und Ulrich Khuon, hat am 4. Dezember ihre Entscheidung bekannt gegeben. Der Gertrud-Eysoldt-Ring 2017 geht an Sophie Rois.
Peter Kümmel, Kritiker der ZEIT und Juror des Kurt-Hübner-Regiepreises, zeichnet Nora Abdel-Maksoud für ihre Inszenierung „THE MAKING-OF“ am Berliner Maxim Gorki Theater aus.
Die Preise werden am 17.03.2018 im Bensheimer Parktheater im Rahmen einer Festveranstaltung verliehen.
Als Hexe in Castorfs „Faust“-Inszenierung steht sie, flankiert vom Akkordeon spielenden Sir Henry, vor einem weit geöffneten Höllenschlund und intoniert Schuberts „Leiermann“. Dem radikalsten, dunkelsten Lied aus dem „Winterreise“-Zyklus verpasst sie ihren typischen, ureigenen Sound. Eine Mischung aus Rauhbeinigkeit, Verletzlichkeit und metaphysischer Heiterkeit - trotz der besungenen Todeshähe.
Innerhalb einer Monumentalspieldauer von sieben Stunden mag Rois‘ Hexen-Episode im „Faust“ zu ihren kürzeren Auftritten gehören; das ändert freilich nichts an der Intensität ihres Spiels, an ihrer wunderbaren Präsenz und Hingabe.
Sophie Rois spielte ein Vierteljahrhundert als festes Ensemblemitglied an der Berliner Volksbühne und arbeitete dort mit den prägenden Regisseuren Frank Castorf, René Pollesch, Christoph Schlingensief, Christoph Marthaler und Herbert Fritsch. Ihre unbedingte Treue - auch in schwierigen Zeiten - zum Haus und zu ihren Kolleginnen und Kollegen ist unvergleichlich. Sie gestaltete als Bühnenkünstlerin mit ihrer Professionalität, ihrer inhaltlichen Unbestechlichkeit und ihrem ungeheuren Spielwitz eine ganze Epoche am Rosa-Luxemburg-Platz mit.
Ausgehend von Ihrem zauberhaften Auftritt als Hexe im „Faust“, mit dem sie zum Ausklang einer beispiellosen Theater-Ära im deutschsprachigen Raum beitrug - und als ausdrückliche Würdigung für ihr langjähriges Bekenntnis zum Ensembletheater - hat sich die Jury für Sophie Rois als Preisträgerin des Eysoldt-Rings entschieden.
Wenn man nachschaut, was ihre Schauspielagentur über sie schreibt, so erfährt man: sie spricht englisch, französisch, berlin-brandenburgerisch, österreichisch und sehr gutes Schwäbisch, sie spielt hervorragend E-Gitarre, kann fechten, steptanzen, jonglieren, und sie überlebt aufrecht in der Halfpipe.Vor allem aber ist sie im Theater zuhause. Sie ist eine furiose und komische Schauspielerin, zur Zeit vor allem im Berliner Gorki-Theater. Sie schreibt eigene Stücke, und sie führt auch Regie. Am Gorki-Theater wurde in diesem Jahr ihr Stück THE MAKING-OF uraufgeführt, Nora Abdel-Maksoud hat es selbst inszeniert. Dafür soll sie den Preis erhalten.
Wie der Titel sagt, geht es im Stück um das Machen von etwas: Man sieht, wie Personen etwas machen – und wie sie sich und den anderen etwas vormachen. Es sind vier Schauspieler auf der Bühne. Sie spielen auch Schauspieler. THE MAKING-OF ist ein selbstreferenzielles Bühnenwerk. Es handelt von den Dreharbeiten zu einem Film. Die Figuren berichten davon, wie sie ihre Arbeit gemacht haben. Sie produzieren ein „Making-of“.Das „Format“ des Werkstattberichts gehört zu den allerverlogensten. Leute sprechen darüber, wie ein Film entstanden ist, wie großartig ihre Rolle, das Drehbuch, die Zusammenarbeit mit den anderen begnadeten Künstlern war. Ein Film, also eine Lüge, wird mit einem beschönigenden Film, einer zweiten Lüge, beworben.
„The Making-of“ hat nichts mit bürgerlichem Theater, psychologischem Realismus, nichts mit der Kunst der Einfühlung zu tun. Es fehlt alle Tiefe, es ist den Figuren ihr Charakter wie auftätowiert. Aber gerade deshalb kann man den Befunden, die es präsentiert, so schwer ausweichen. Das Stück geht davon aus, dass im Theater, der Kunst des Spielens, der Verstellung, grundsätzlich ein Problem verborgen ist: dass der Schauspieler nämlich die Konkurrenz, die wir im wirklichen Leben gegeneinander ausfechten, im Rahmen der Kunst noch gesteigert erlebt, dass es für ihn also anstelle von spielerischer Freiheit nur die Unfreiheit eines relativ gut geheizten, mit Bier ausgestatteten Begabtengefangenenlagers zu holen gibt.
Die Aufführung platzt schier vor Künstlichkeit, sie verhandelt Abgründe an der äußersten Oberfläche, man könnte an Commedia dell'arte denken – THE MAKING-OF ist eine Commedia dell Arte fürs Serienzeitalter, zum Platzen affektiert, eitel, verlogen, selbstverliebt, selbstmitleidig, verlegen, betreten, kindlich. Aber vermutlich wahr. Und auf eine Art dann doch übermütig und Mut machend, die im deutschen Theater sehr selten ist. Vielleicht hat Nora Abdel-Maksoud diese Komödie geschrieben und inszeniert, um es in diesem Habitat auszuhalten. Man kann ihr nur weiterhin alles Gute wünschen.
Wie die Jury am 07.12.2016 bekannt gab, ist die Trägerin des Eysoldtrings 2016 Jana Schulz. Die Jury unter dem Vorsitz von Wilfried Schulz mit Marion Tiedtke und Stefan Bachmann, hat am 7. Dezember ihre Entscheidung bekannt gegeben. Der Gertrud-Eysoldt-Ring 2016 geht an Jana Schulz.
Peter Kümmel, Kritiker der ZEIT und Juror des Kurt-Hübner-Regiepreises, zeichnet Alexander Eisenach für seine Inszenierung „Der kalte Hauch des Geldes“ am Schauspiel Frankfurt aus.
Die Preise werden am 18.03.2017 im Bensheimer Parktheater im Rahmen einer Festveranstaltung verliehen.
Sie sprengt in den vielen weiblichen und männlichen Hauptrollen, die sie in den letzten Jahren in Hamburg, München und Bochum gespielt hat, die Grenzen jedes gendergebundenen Spiels und präsentiert den Zuschauern nicht das Vertraute, leicht Wiedererkennbare sondern das Fremde, das Geheimnis, den Ausnahmezustand des Seins. Wenn sie sich ganz ihren Rollen ausliefert, sind Produktivität und Destruktivität als Widersprüche in der Darstellung der Charaktere aufgehoben. Sie verschreibt sich mit ihrer vollen Kraft und Energie ganz dem Theater und ist in den letzten Jahren zu einer der ausdrücklichsten, wandelbarsten und wahrhaftigsten Schauspielerinnen geworden, die wir auf den Bühnen des deutschsprachigen Theaters sehen.
In einem Interview wird deutlich wie ihre Liebe zum Theater und ihr absoluter, schonungsloser Anspruch einander bedingen. Sie sagt: 'Spielen hilft. Dinge durchspielen, auch in der Reflexion, die durch den Zuschauer erfolgt. Die Bühne als Raum ist geschützt. In ihm hat alles seine Zeit. Unter diesem Schutz kann ich über Grenzen gehen.'
Jana Schulz ist jenseits vom Mainstream. Sie wählt nicht das gerade Angesagte sondern unbeirrbar und ganz eigenverantwortlich die Theaterarbeiten, die sie interessieren. Bei aller Konsequenz und Unbestechlichkeit ihres Tuns ist sie zugleich eine großartige Ensemblespielerin, die immer für das Ganze denkt. Sie bedient keine Moden, keine Klischees und keine Erwartungen außer die: immer wieder das Einzigartige und Unverwechselbare einer Rolle zu suchen...
Im letzten Jahr hat Jana Schulz in Roger Vontobels Bochumer Inszenierung von „Rose Bernd“ der Hauptfigur bis hin zur Selbstaufgabe ein kämpferisch, trotziges Menschsein abgerungen. Dies war außergewöhnlich und tief eindrucksvoll. In Lisa Nielebocks „Hiob“, in der sie den verlorenen Sohn spielte, gab sie der Figur eine eigene Schönheit voller Kindlichkeit und Zerbrechlichkeit und in Jan Klatas „Verbrechen und Strafe“ bildete sie in der Bilderflut des Abends als Raskolnikow das absolute Zentrum. Sie zeigt uns als Schauspielerin, daß Identität und Vielfalt, Eigenart und Wandelbarkeit, das Kämpferische und das Spielerische einander nicht ausschließen. Wir denken, daß Jana Schulz eine würdige Trägerin des Eysoldt-Ringes sein wird.
2017 — 2019 wird Barbara Frey (Zürich) den Juryvorsitz übernehmen. Als Cojuroren hat sie Juliane Köhler und Ulrich Khuon benannt.
Das Stück heißt „Der kalte Hauch des Geldes“; Eisenach hat es nicht nur inszeniert, sondern auch selbst geschrieben. Es gibt darin einen Sheriff, einen Kopfgeldjäger, einen Goldminenbesitzer, eine verruchte Barbesitzerin, und sie alle haben die bemerkenswerten rhetorischen Fähigkeiten und die starken Mordgelüste, die man von den Figuren aus Quentin Tarantinos Western kennt. Es wird in den verwinkelten Kulissen dieses wunderbar ausgestatteten Stücks viel geschossen, Kautabak landet in Spucknäpfen, es wird gepokert und geblufft, jedoch, das eigentliche Ziel der unterschwellig schwermütigen Figuren ist nicht die aggressive Selbstbehauptung, sondern die Durchdringung der Gesetze, die uns alle beherrschen. Deshalb wird auf der Bühne „Das Kapital“ gelesen, das hier allerdings nicht von Marx, sondern von May stammt. Eisenachs Inszenierung badet in Zitaten und Stilanleihen, wer seine Figuren reden hört, denkt an René Pollesch, wer die Videoaufnahmen sieht, die das Bühnengeschehen ins Wuchtige vergrößern, wird an Frank Castorf erinnert, und dennoch ist dies mehr als eine Genreparodie: Wie Eisenach aus all dem popkulturellen Strandgut seinen eigenen Western-Saloon zimmert, in dem zudem ein unverwechselbares Diskursklima herrscht, das verrät den stilsicheren Jungkünstler, der auch die gängigen Theatermittel, indem er sie mit Aplomb verwendet, zum Material seiner Belustigung macht: Er läuft den aktuellen Trends der Darstellung also nicht blind nach, sondern er verwendet sie wie etwas potenziell „Historisches“ - wie etwas, woran man in einigen Jahren eine versunkene Theaterepoche, die „Zehnerjahre“ des deutschen Theaters, erkennen wird. Und: er weiß ein Ensemble zu führen. Die Schauspieler von „Der kalte Hauch des Geldes“ ragen in ihrem knorrigen Eigensinn über die Textflächenconferenciers des postdramatischen Theaters hinaus, ihnen allen ist zuzutrauen, dass sie eine Geschichte und ein dunkles Geheimnis haben, welches sie zwingt, ihre Revolver in eigenem Namen abzufeuern.
Wie die Jury am 01.12.2015 bekannt gab, ist der Träger des Eysoldtrings 2015 Charly Hübner. Die Jury unter dem Vorsitz von Wilfried Schulz mit Marion Tiedtke und Anselm Weber, hat am 1. Dezember ihre Entscheidung bekannt gegeben. Der Gertrud-Eysoldt-Ring 2015 geht an Charly Hübner. Er gehört zum Ensemble des Deutschen Schauspielhauses Hamburg und wird für seine Rollen in „Onkel Wanja“ und „Schuld und Sühne“ ausgezeichnet.
Peter Kümmel, Kritiker der ZEIT und dieses Jahr zum ersten Mal Juror des Kurt-Hübner-Regiepreises, zeichnet Gernot Grünewald für seine Inszenierung „'anˌ kɔmən – Unbegleitet in Hamburg“ am Thalia Theater Hamburg aus.
Er gehört zum Ensemble des Deutschen Schauspielhauses Hamburg und prägt durch seine künstlerische Authentizität, seinen immer gegenwärtigen Bezug zu unserer Realität und seine spielerische Virtuosität die Arbeit des größten deutschen Sprechtheaters. Seine Leichtigkeit in einem schweren Körper, das Gegeneinanderstellen großer Zärtlichkeit und Sanftheit auf der einen Seite zu Entgrenzung, ja sogar Grobheit auf der anderen Seite, die Lust an Brüchen, Einbrüchen und Ausbrüchen, sein großer Humor und seine feine Melancholie, all dies ist greifbar, wenn er den Ermittlungsrichter Porfiriy Petrowitsch in Karin Henkels „Schuld und Sühne“-Inszenierung oder den Onkel Wanja in Karin Beiers Tschechow-Inszenierung spielt.
Charly Hübner ist ein Schauspieler, der nahe beim Publikum ist, ohne sich anzubiedern. Er schafft es, immer in unserem Leben, unserer Alltäglichkeit verortet zu bleiben, dennoch aber mit großen Theatermitteln zu spielen. Auch wenn ihm jegliches Pathos fremd ist, scheut er die Deutlichkeit, die Groteske, die kraftvolle Überzeichnung nicht. Die Kategorien Protagonist und Ensemblespieler scheinen in seiner starken Persönlichkeit aufgehoben zu sein. Er muss auf der Bühne nicht um Kenntlichkeit ringen, denn seine Individualität, seine Haltung zur Welt und zur Kunst, bleibt stets kenntlich ohne die Rollen ins allzu Subjektive oder gar Privatistische zu führen. Daraus erwächst eine spielerische Gelassenheit, die uns ihm gerne zuschauen lässt.
In einem Interview hat Charly Hübner einmal geäußert, dass es der Selbstzweck seines Berufes sei, sich anzumaßen, ‘anderen Menschen etwas Nicht-Materielles schenken zu können – ein Lachen, eine Lebensidee, eine Erkenntnis. ‘ Er erzählt, wie Menschen, die im Theater eben noch weinten, einem danach glücklich um den Hals fallen. Und sagt: ‚Das kann so nur das Theater.‘ Und das können nur große Spieler wie Charly Hübner.
Die Fliehenden wiederum sehen uns, die Deutschen, als vorbeiziehende Masse der Eingesessenen, die beobachten, helfen oder brüllen. Der Regisseur Gernot Grünewald hat auf einer Probebühne des Hamburger Thalia Theaters dieses Schema unterlaufen: Aus der Konfrontation der Massen wird eine Konfrontation von Einzelnen. Bei ihm steht jeweils ein Theaterzuschauer einem Flüchtling gegenüber. Man sieht sich ins Auge, wie man es bei einem Kampf, bei einem Verhör, bei ärztlicher Anamnese tut. Man tritt durch einen Vorhang in einen 2 mal 3 Meter großen Raum. Und es steht einem ein einzelner Mann gegenüber. Wird man angesprochen? Soll man selbst sprechen? Augenkontakt ja oder nein? Die Spielregeln sind jedesmal andere. Aus 12 solcher Begegnungen besteht ‚'anˌ kɔmən‘ – nach jeweils fünf Minuten ertönt ein Gong, dann huscht man durch einen Spalt in der Zeltwand davon in den nächsten Raum.
Im Titel steckt der Schlüssel zum Stück. Es ist ein Verb im Infinitiv und bezeichnet eine andauernde Tätigkeit: „Ankommen“. Geschrieben ist es im Globalsystem der Lautschrift: 'anˌ kɔmən. So geschrieben, wirkt das deutsche Wort wie eine Lebensaufgabe von allen – nicht bloß der Flüchtenden, sondern auch der Sesshaften. Alle Flüchtenden an diesem Abend sind übrigens Minderjährige, die sich allein auf den Weg gemacht haben.
Regisseur Gernot Grünewald, 1978 in Hildesheim geboren, war als Schauspieler am Staatstheater Stuttgart und dem Deutschen Schauspielhaus in Hamburg engagiert, bevor er 2007 ein Regiestudium an der Hamburger Theaterakademie begann. 2011 wurde er mit dem Hauptpreis des Körber Studios Junge Regie ausgezeichnet und 2015 für seine für seine Inszenierung "Palmer - Zur Liebe verdammt fürs Schwabenland" am Landestheater Tübingen in der Kategorie "Regie Schauspiel" für den Deutschen Theaterpreis "Der Faust" nominiert Grünewald inszeniert unter anderem am Jungen Theater Göttingen, am Schauspielhaus Wien sowie am Theater Heidelberg.
Am Samstag, 21.03.2015 wurde zum 29. Mal der Gertrud-Eysoldt-Ring im Parktheater verliehen. Preisträger ist das Schauspielerpaar Wolfram Koch und Samuel Finzi. ZDF-Nachrichtenfrau Petra Gerster moderierte den Festakt.
Die Juroren Willfried Schulz, Marion Tiedtke und Anselm Weber haben als Träger des Gertrud-Eysoldt-Rings 2015 das Schauspielerpaar Wolfram Koch und Samuel Finzi ausgewählt. Sie erhalten den mit 10.000,- EUR dotierten Preis für ihre hervorragenden Leistungen in den Rollen als „Wladimir“ und „Estragon“ in Samuel Becketts Lebensdrama „Warten auf Godot“ unter der Regie von Ivan Panteleev in einer Koproduktion des Deutschen Theaters Berlin und der Ruhrfestspiele Recklinghausen. Die Laudatio hielt Harald Richter.
Der Kurt-Hübner-Regiepreis ging an Julia Wissert für ihre hervorragende Inszenierung „Der Junge in der Tür“ von Juan Mayorga am Staatstheater Wiesbaden.
Bereits am Vorabend der Verleihung des Gertrud-Eysoldt-Rings las Hermann Beil, aus „Alte Meister“, eine Komödie von Thomas Bernhard. „Alte Meister" aus dem Jahr 1985 ist ein typischer Thomas Bernhard Roman. Zeitlebens provozierte er und wurde vor allem in seiner österreichischen Heimat immer wieder heftig kritisiert. Und doch gehört er zweifelsfrei zu den bedeutendsten deutschsprachigen Autoren des letzten Jahrhunderts. Die „Alten Meister“ sind einerseits eine Abrechnung mit der Kunst und einem Menschenschlag, den Bernhard zutiefst verabscheute, und andererseits ein stilistisches Feuerwerk ersten Ranges à la Bernhard.
Am Sonntag endete das „Eysoldt-Wochenende“ mit der Matinee im Parkhotel Krone in Bensheim-Auerbach. Im Rahmen der Matinee führte Akademie-Präsident Herrmann Beil ein Gespräch mit den Preisträgern.
Am Samstag, 22.03.2014 wurde zum 28. Mal der Gertrud-Eysoldt-Ring im Parktheater verliehen. Preisträger ist Steven Scharf. ZDF-Nachrichtenfrau Petra Gerster moderierte den Festakt.
Die Juroren Frank Baumbauer, Barbara Mundel und Matthias Lilienthal haben als Trägerin des Gertrud-Eysoldt-Rings 2013 Steven Scharf ausgewählt. Er erhält den mit 10.000,- EUR dotierten Preis für seine herausragende Leistung als Judas in dem gleichnamigen Stück von ELot Vekemans, in einer Inszenierung von Johan Simons an Münchner Kammerspielen. Die Laudatio hielt Johan Simons.
Der Kurt-Hübner-Regiepreis ging an Daniela Löffner für ihre hervorragenden Inszenierungen „Der Sturm“ von William Shakespeare am Staatstheater Braunschweig und „Kinder der Sonne“ von Maxim Gorki am Schauspielhaus Zürich.
Bereits am Freitag veranstaltet die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste das Bensheimer Theatergespräch ab 20 Uhr im Foyer des Parktheaters. Hermann Beil, Präsident der Akademie, sprach mit Günther Rühle über seinen zweiten Band der deutschen Theatergeschichte „Theater in Deutschland 1945 – 1966“ (S. Fischer Verlag).
Günther Rühle, ist einer der angesehensten deutschen Theaterkritiker und Theaterschriftsteller. Geboren 1924 in Gießen, 1960–1985 Redakteur im Feuilleton der ›Frankfurter Allgemeinen Zeitung‹ – seit 1974 sein Leiter –, 1985–1990 Intendant des Frankfurter Schauspiels, danach Feuilletonchef des Berliner ›Tagesspiegel‹. Er ist Träger zahlreicher Auszeichnungen und Preise, u.a. Theodor-Wolff-Preis (1963), Johann-Heinrich-Merck-Preis (2007), Rahel-Varnhagen-von-Ense-Medaille (2013), Ehrenbürgerwürde der Stadt Bensheim und Ehrenpräsidentschaft der Akademie.
Nach seinem ersten Band „Theater in Deutschland 1887-1945. Seine Ereignisse - seine Menschen“, von 2007, erscheint nun diesen Sommer der zweite Band.
Am Sonntag endete das „Eysoldt-Wochenende“ mit der Matinee im Parkhotel Krone in Bensheim-Auerbach. Im Rahmen der Matinee führte Akademie-Präsident Herrmann Beil ein Gespräch mit den Preisträgern.
Am Samstag, 16.03.2013 wurde zum 27. Mal der Gertrud-Eysoldt-Ring im Parktheater verliehen. Preisträger ist Constanze Becker. ZDF-Nachrichtenfrau Petra Gerster moderierte den Festakt.
Die Juroren Frank Baumbauer, Barbara Mundel und Matthias Lilienthal haben als Trägerin des Gertrud-Eysoldt-Rings 2012 Constanze Becker ausgewählt. Sie erhält den mit 10.000,- EUR dotierten Preis für ihre herausragende Leistung als Medeia in dem gleichnamigen Stück von Euripides, in einer Inszenierung von Michael Thalheimer am Schauspiel Frankfurt. Die Laudatio hielt Michael Thalheimer.
Der Kurt-Hübner-Regiepreis ging an Rudolf Frey für seine hervorragenden Inszenierungen „Geschichten aus dem Wienerwald“ von Ödön von Horváth am Schauspielhaus Salzburg und „Die Csárdásfürstin“ von Emmerich Kálmán am Südthüringischen Staatstheater Meiningen.
Bereits am Freitag veranstaltet die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste das Bensheimer Theatergespräch ab 20 Uhr im Foyer des Parktheaters. Unter dem Titel „Schieß doch, Theater!“ wird es um die Frage gehen, ob das Theater heute noch in hinreichender Weise in den aktuellen Diskurs eingreift und sich als Ort der gesellschaftlichen, moralischen und politischen Orientierung versteht.
Teilnehmer der Gesprächsrunde sind Peter Michalzik (Theaterkritiker FR), Frank Baumbauer (Juryvorsitzender des Gertrud-Eysoldt-Rings), Hermann Beil (Präsident der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste), Prof. Hans-Jürgen Drescher (Künstlerischer Direktor & Geschäftsführer, Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg GmbH), Shermin Langhoff (Intendantin des Ballhaus Naunynstraße, designierte Leiterin der Wiener Festwochen) und Rita Thiele (Chefdramaturgin, Stellvertretende Intendantin des Schauspiel Köln). Hubert Spiegel (Theaterkritiker FAZ) wird den Abend moderieren.
Am Sonntag endete das „Eysoldt-Wochenende“ mit der Matinee im Parkhotel Krone in Bensheim-Auerbach. Im Rahmen der Matinee führte Akademie-Präsident Herrmann Beil ein Gespräch mit den Preisträgern.
Die Theaterwelt blickte am Wochenende wieder nach Bensheim: Am Samstag, 24. 03. 2012 wurde zum 26. Mal der Gertrud-Eysoldt-Ring im Parktheater verliehen. Preisträger ist Nicholas Ofczarek. ZDF-Nachrichtenfrau Petra Gerster moderierte den Festakt. Auch der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier war anwesend.
Die Juroren Frank Baumbauer, Barbara Mundel und Matthias Lilienthal haben als Träger des Gertrud-Eysoldt-Rings 2011 Nickolas Ofczarek ausgewählt. Er erhält den mit 10.000,- EUR dotierten Preis für seine herausragende Leistung als Kasimir in Ödön von Horváths "Kasimir und Karoline", in einer Inszenierung von Frank Castorf am Münchner Residenztheater. Die Laudatio hielt Martin Kusej.
Der Kurt-Hübner-Regiepreis ging an Antú Romero Nunes für seine Inszenierung von „Rocco und seine Brüder“ am Maxim Gorki Theater in Berlin.
Bereits am Freitag veranstaltet die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste das Bensheimer Theatergespräch ab 20 Uhr im Foyer des Parktheaters. Unter dem Titel „Schieß doch, Theater!“ wird es um die Frage gehen, ob das Theater heute noch in hinreichender Weise in den aktuellen Diskurs eingreift und sich als Ort der gesellschaftlichen, moralischen und politischen Orientierung versteht.
Teilnehmer der Gesprächsrunde sind Peter Michalzik (Theaterkritiker FR), Frank Baumbauer (Juryvorsitzender des Gertrud-Eysoldt-Rings), Hermann Beil (Präsident der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste), Prof. Hans-Jürgen Drescher (Künstlerischer Direktor & Geschäftsführer, Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg GmbH), Shermin Langhoff (Intendantin des Ballhaus Naunynstraße, designierte Leiterin der Wiener Festwochen) und Rita Thiele (Chefdramaturgin, Stellvertretende Intendantin des Schauspiel Köln). Hubert Spiegel (Theaterkritiker FAZ) wird den Abend moderieren.
Am Sonntag endete das „Eysoldt-Wochenende“ mit der Matinee im Parkhotel Krone in Bensheim-Auerbach. Im Rahmen der Matinee führte Akademie-Präsident Herrmann Beil ein Gespräch mit den Preisträgern.
Anlässlich des 25jährigen Jubiläums hat die Stadt Bensheim am 12. März den Getrud-Eysoldt-Ring gleich zweimal, an eine Schauspielerin und einen Schauspieler, vergeben.
Die Juroren Peter Iden, Hans-Dieter Jendreyko und Burkhard C. Kosminski haben den Gertrud-Eysoldt-Ring 2010 Kirsten Dene sowohl für ihr Lebenswerk als auch für ihre herausragende Leistung in zwei aktuell laufenden Aufführungen zuerkannt: An der Schaubühne Berlin ist sie in der Rolle der Gunhild in Ibsens „John Gabriel Borkmann“ (Regie: Thomas Ostermeier, 2008) zu sehen und am Burgtheater Wien in der Rolle der Violet Weston in Tracy Letts „Eine Familie“ (Regie: Alvis Harmanis, 2009). Für diese Arbeit wurde sie in diesem Jahr mit dem „Nestroy“ als beste Schauspielerin ausgezeichnet. Die Laudatio für Kirsten Dene hielt Hermann Beil.
Alexander Khuon ist der zweite Träger des Gertrud-Eysoldt-Rings. Der Preis wird ihm für die Gestaltung der Rolle des Schriftstellers Trigorin in Tschechows Stück „Die Möwe“, das derzeit im Berliner Deutschen Theater zu sehen ist, zuerkannt. Großen Erfolg hatte er auch an der Seite von Corinna Harfouch und Ulrich Matthes in „Wer hat Angst vor Virginia Wolf?“ und in der Verfilmung von Marcel Reich Ranicki „Mein Leben“ hinterließ er ebenfalls nachhaltigen Eindruck. Die Laudatio für Alexander Khuon, hielt Burkhard C. Kosminski.
Den Kurt Hübner-Preis 2010 erhält der Autor und Regisseur Kevin Rittberger für seine Bühneneinrichtung von Dietmar Daths Roman „Die Abschaffung der Arten“, bei der es ihm überzeugend gelungen ist, das Groteske und das Lehrstück, die spekulative, phantastische Evolutionstheorie der Vorlage szenisch zuzuspitzen und sehr spielerisch auf die Bühne zu bringen. Die Aufführung, die am 8. 11. 2009 Premiere gehabt hat, steht weiterhin auf dem Spielplan des Deutschen Theaters in Berlin. Und eine ebenso überzeugende szenische Form hat Rittberger für die „Nachrichten aus der ideologischen Antike“ von Alexander Kluge gefunden. Dem Lehrstückhaften, der politischen Aussagekraft der Texte geben die turbulenten Grand Guignol- Szenen und die grotesken Clownsspiele, die Rittberger mit seiner Bühneninszenierung zu entfesseln versteht, die nötige szenische Energie. Diese im Januar 2010 am Hamburger Schauspielhaus gestartete Produktion soll dort im März 2011 wieder gespielt werden und für Herbst 2011 ist ein Gastspiel in Düsseldorf geplant.
Im Parktheater wurde zum 24. Male der mit 10.000 Euro dotierte Gertrud-Eysoldt-Preis an die Schauspielerin Barbara Nüsse verliehen. Der Eysoldt-Preis gilt als der bedeutendste Theaterpreis im deutschsprachigen Raum.
Laudator Professor Dr. Peter Iden verwies auf die Fähigkeit Nüsses, auf den Grund der von ihr verkörperten Person zu stoßen. Dabei gehe sie an die Grenze der körperlichen Anstrengung, wie es vor allem in der erstaunlichen, nur mit Frauen besetzten Inszenierung von Karin Beier des Shakespeare-Stückes „König Lear“ am Schauspielhaus Köln zu sehen war. Iden sprach aber auch von der Lebensleistung der Schauspielerin und zahlreichen unvergessenen Rollen auf bedeutenden Bühnen, dem Ort, der ihr Lebensplatz sei.
Die Auszeichnung nannte die 67 Jahre alte Schauspielerin eine große Ehre und erwähnte die Reihe großartiger Kollegen, in die sie jetzt aufgenommen sei. Sie las zum Dank ein Kapitel aus dem im vorigen Jahr erschienenen Roman „Zwei schwarze Jäger“ der Büchnerpreisträgerin Brigitte Kronauer und zeigte einmal mehr, wie durch Einfühlungsvermögen und Ausdrucksstärke Literatur lebendig wird.
Der mit 5.000 Euro ausgestattete Preis für junge Regisseure ging an Tilmann Köhler. Die Laudatio auf den Preisträger des Förderpreises für junge Regisseure hielt Klaus Völker, der den 30 Jahre alten Tilmann Köhler schon als Student der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ kannte, die er von 1993 bis 2005 geleitet hatte. Mit seiner Inszenierung von Brechts „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ am Staatsschauspiel Dresden sei ihm eine großartige Arbeit mit beängstigender Wucht und Intensität als aktuelles Drama zur Finanzkrise gelungen.
Verbunden war die Matinee in diesem Jahr mit der Ehrung des langjährigen Präsidenten der Akademie der Darstellenden Künste, Dr. Walter Konrad. Mit der Verleihung der Ehrenspange dankte die Stadt Bensheim Dr. Konrad für sein Engagement bei der Gestaltung des kulturellen Lebens der Stadt. Von 2000 bis 2009 war Konrad Akademie-Präsident und in diese Zeit fielen der Umzug der Akademie von Frankfurt nach Bensheim und die Neustrukturierung der Eysoldtpreisverleihung.
PreisträgerInnen des Gertrud-Eysoldt-Ringes 1986-2008
Klaus Maria Brandauer (2008)
für seine Gestaltung des Dorfrichters Adam in "Der zerbrochne Krug" von Heinrich von Kleist
Regie: Peter Stein, Berliner Ensemble
Jury: Peter Iden, Burkhard C. Kosminski, Hans-Dieter Jendreyko
Ernst Stötzner (2007)
für seine Gestaltung des Puck in "Ein Sommernachtstraum" von Shakespeare
Regie: Jürgen Gosch, Deutsches Theater Berlin
Jury: Werner Schulze-Reimpell, Hasko Weber, Dietmar N. Schmidt
Nina Hoss (2006)
für ihre Gestaltung der Titelrolle in "Medea" von Euripides
Regie: Barbara Frey, Deutsches Theater Berlin
Jury: Christine Dössel, Holk Freytag, Dietmar N. Schmidt
Tobias Moretti (2005)
für seine Rollengestaltung des Ottokar in Franz Grillparzers "König Ottokars Glück und Ende"
Regie: Martin Kusej, Salzburger Festspiele, Burgtheater Wien
Jury: Peter Kümmel, Dietmar N. Schmidt
Ulrich Matthes (2004)
für seine Rollengestaltung des George in Edward Albees "Wer hat Angst vor Virginia Woolf"
Regie: Jürgen Gosch. Deutsches Theater Berlin.
Jury: Ulrich Khuon, Wolfgang Kralicek, Dietmar N. Schmidt
Dörte Lyssewski (2003)
für ihre Rollengestaltungen der Charlotte in Goethes "Wahlverwandschaften" und der Hedda Gabler in Ibsens gleichnamigem Stück.
Regie in beiden Inszenierungen: Ernst Stötzner, Schauspielhaus Bochum
Jury: Karin Kathrein, Matthias Hartmann, Dietmar N. Schmidt
Michael Maertens (2002)
für die Rolle des "Anatol" in Schnitzlers "Anatol", Akademie-Theater Wien
Regie: Luc Bondy, Wiener Festwochen
Jury: Klaus Bachler, C. Bernd Sucher, Dietmar N. Schmidt
Judith Engel (2001)
für ihre Darstellung der beiden Rollen "Die Frau" und "Sue" in "Bash" von Neil LaBute
Regie: Peter Zadek, Hamburger Kammerspiele
Jury: Andreas Rossmann, Dietmar N. Schmidt, Bernd Wilms
Angela Winkler (2000)
für ihre Darstellung der Rebekka West in Henrik Ibsens "Rosmersholm"
Regie: Peter Zadek, Akademietheater des Burgtheaters Wien
Jury: Henning Rischbieter, Friedrich Schirmer, Dietmar N. Schmidt
Hans-Michael Rehberg (1999)
für seine Darstellung des Christian Maske in Carl Sternheims "1913"
Regie: Günter Krämer, Städtischen Bühnen in Köln
für seine Darstellung des Großvaters in Anton Hamigs "Der verkaufte Großvater"
Regie: Franz Xaver Kroetz, Volkstheater in München
für seine Darstellung des alten Generals in Isaak Babels "Marija"
Regie: Dieter Giesing, Schauspielhaus in Zürich
Jury: Helmuth Lohner, Dietmar N. Schmidt, Peter Stein
Jutta Lampe (1998)
für ihre Darstellung der Agathe und Ellen Seegast in Botho Strauß‘ Stück "Die Ähnlichen"
Regie: Peter Stein, Theater in der Josefstadt Wien
Jury: Wolfgang Engel, Sigrid Löffler, Dietmar N. Schmidt
Josef Bierbichler (1997)
für seine Darstellung des Kasimir in "Kasimir und Karoline" von Ödön von Horváth
Regie: Christoph Marthaler, Deutsches Schauspielhaus Hamburg
Jury: August Everding, Benjamin Henrichs, Dietmar N. Schmidt
Corinna Harfouch (1996)
für ihre Darstellung des Harras in "Des Teufels General" von Carl Zuckmayer
Regie: Frank Castorf, Volksbühne Berlin.
Jury: Dieter Görne, Michael Merschmeier, Dietmar N. Schmidt
Martin Wuttke (1995)
für seine Darstellung des Arturo Ui in "Der unaufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui" von Bertold Brecht
Regie: Heiner Müller, Berliner Ensemble
Jury: Frank Baumbauer, Dieter Kranz, Dietmar N. Schmidt
Christa Berndl (1994)
für ihre Darstellung der Fanny in "Der Stiefel und sein Socken" von Herbert Achternbusch
Regie: Lore Stefanek, Deutsches Schauspielhaus Hamburg
Jury: Rolf Michaelis, Jürgen Schitthelm, Dietmar N. Schmidt
Jürgen Holtz (1993)
für seine Darstellung des Alten in "Katarakt" von Rainald Goetz
Regie: Hans Hollman, Schauspiel Frankfurt
Jury: Albert Hetterle, Wolfgang Höbel, Dietmar N. Schmidt
Rolf Boysen (1992)
für seine Darstellung des König Lear in William Shakespeares gleichnamigen Stück
Regie: Dieter Dorn, Münchner Kammerspiele
Jury: Dieter Dorn, Dietmar N. Schmidt, Sibylle Wirsing
Ulrich Mühe (1991)
für seine Darstellung des Clavigo in Goethes gleichnamigen Stück
Regie: Claus Peymann, Wiener Burgtheater
Jury: Cornelia Froboess, Thomas Langhoff, Dietmar N. Schmidt
Cornelia Froboess (1990)
für ihre Darstellung der Ellida Wangel in Henrik Ibsens Stück "Die Frau vom Meer"
Regie: Thomas Langhoff, Münchner Kammerspiele
Jury: Jürgen Flimm, Siegfried Kienzle, Hans Christian Rudolph
Hans Christian Rudolph (1989)
für seine Darstellung des Platonows in Anton Tschechows gleichnamigen Stück
Regie: Jürgen Flimm, Thalia Theater Hamburg
Jury: Volker Canaris, Edith Clever, Dietmar N. Schmidt
Edith Clever (1998)
für ihre Darstellung der Penthesilea in Heinrich von Kleists gleichnamigen Stück
Regie: Hans Jürgen Syberberg, eine Gemeinschaftsproduktion der Städte Paris, Berlin und Frankfurt
Jury: Hellmuth Karasek, Günther Rühle, Gert Voss
Gert Voss (1987)
für seine Darstellung der Hauptrolle in "König Richard III." von William Shakespeare
Regie: Claus Peymann, Wiener Burgtheater
Jury: Peter Iden, Ivan Nagel, Doris Schade
Doris Schade (1986)
für ihre Darstellung der Hekabe in "Die Troerinnen des Euripides" von Walter Jens
Regie: George Tabori, Münchner Kammerspiele
Jury: Jürgen Flimm, Peter Roggisch, Dietmar N. Schmidt
Daniela Ginten, Kaplaneigasse 7, 64283 Darmstadt
Am Wambolterhof 2, 64625 Bensheim
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