Der Kurt-Hübner-Regiepreis 2024, dotiert mit 5.000 €, geht an den Regisseur und Bühnenbildner Ran Chai Bar-zvi für die Inszenierung „Blutbuch“ nach dem Roman von Kim l’Horizon am Staatstheater Hannover.
Die Preisverleihung wird gemeinsam mit der Verleihung des Gertrud-Eysoldt-Ringes im Parktheater Bensheim stattfinden; der Termin wird noch bekannt gegeben.
Almut Wagner wählte als Alleinjurorin für den Kurt-Hübner-Regiepreis den Preisträger aus.
„Ran Chai Bar-zvi wählt seine Regiehandschrift und die damit verbundene Ästhetik immer individuell abhängig vom Stoff.“ In „Das große Heft“ am Münchner Volkstheater arbeitete er sehr fokussiert „ohne Zubehör“, wie die Süddeutsche Zeitung schreibt, in erster Linie mit den technischen Möglichkeiten der Bühne. In „Liebes Arschloch“ nach Virginie Despentes in Münster inszenierte er ein detailgenaues, realistisches Kammerspiel.
„Ran Chai Bar-zvi begegnet selbst großen, existentiellen Stoffen immer mit Leichtigkeit und einem unglaublichen Instinkt für Unterhaltung, er öffnet die Vorgänge auf der Bühne hin zum Publikum. Dabei läuft er niemals Gefahr, den ernsten Kern der Stücke zu verharmlosen“, betont Almut Wagner – so auch in „Blutbuch“, der Arbeit, für die ihn Almut Wagner auszeichnen möchte.
Kim l’Horizon lässt darin eine Erzählfigur, die sich weder als Mann noch als Frau definiert, von der Herkunft in einer sehr klassischen Familienkonstellation sprechen und von den schmerzhaften Auseinandersetzungen mit den tradierten Rollenaufteilungen zwischen den Geschlechtern über Generationen hinweg.
„Die Inszenierung beginnt mit einer Dragshow im Theatercafé, wo das Publikum mit Witz und Charme auf die Themen des Abends hingeführt wird. Später wird im Theater mit einfachen und zugleich fantasievollen Mitteln – auch die Mittel der Show werden weiterhin eingesetzt – und einem hochengagierten dreiköpfigen Ensemble das von Widerständen, Ängsten, Kämpfen, aber auch von Experimentierfreude geprägte Leben der Erzählfigur auf die Bühne gebracht“, schreibt die Jurorin in ihrer Begründung. Dies geschieht vor einem vornehmlich jungen, begeisterten Publikum, „das seit einem Jahr für diese Aufführung ins Staatstheater Hannover pilgert und sich von der Sinnlichkeit des Abends begeistert zeigt“.
Ran Chai Bar-zvi, Foto Sandra Then
Der Regisseur und Bühnenbildner Ran Chai...
Der Regisseur und Bühnenbildner Ran Chai Bar-zvi ist 1989 in Jerusalem geboren und Absolvent der Jerusalem High School of Arts. Im Jahr 2012 zog er nach Berlin und begann sein Studium für Kostüm- und Bühnenbild an der Kunsthochschule Berlin Weißensee, das er 2019 mit Diplom abschloss.
Seine Videoarbeiten mit den Künstlern Doireann O'Malley und Michael Portnoy wurden in der Hugh Lane Gallery in Dublin und beim Steirischen Herbst gezeigt. 2019 hatte er sein Regiedebüt mit „Dark Room“ am Schauspiel Hannover. Darauf folgte ebenfalls am Schauspiel Hannover die Inszenierung des Romans „Das wirkliche Leben". In der Spielzeit 2023/24 inszeniert er die deutsche Erstaufführung „Blutbuch“, für die er nun mit dem Kurt-Hübner-Regiepreis geehrt wird.
Der Kurt-Hübner-Regiepreis ist ein an junge Regisseur:innen vergebener Theaterpreis. Er wird seit 1991 jährlich anlässlich der Vergabe des Gerturd-Eysoldt-Rings von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste in Bensheim vergeben. Dotiert ist er mit 5.000 Euro. Benannt ist der Regiepreis nach dem deutschen Schauspieler, Regisseur und Theaterintendanten Kurt Hübner (1916-2007).
Die Juror:innen:
Hans Lietzau (1991), Kurt Hübner (1992 bis 2006), Klaus Völker (2007 bis 2014), Peter Kümmel (2015 bis 2018), Rita Tiehle (2019 bis 2023) und seit 2024 Almut Wagner
Der Kurt-Hübner-Regiepreis 2023, dotiert mit 5.000 €, geht an den Autor und Regisseur Wilke Weermann für die Inszenierung seines Stücks „Unheim“, das er als Auftragswerk für das Schauspiel Frankfurt geschrieben hat.
Die Preisverleihung wird gemeinsam mit der Verleihung des Gertrud-Eysoldt-Ringes am 23. März 2024 im Parktheater Bensheim stattfinden.
Urkomischen Dystopie über Gefahren der Digitalisierung
Mit dem Kurt-Hübner-Regiepreis wird Wilke Weermann für die Regie von „Unheim“ ausgezeichnet, ein Stück, das er im Auftrag des Schauspiel Frankfurt selbst schrieb und dort in der Saison 2022/23 inszenierte.
„Unheim“ erzählt witzig und klug eine virtuelle Spukgeschichte in fiktionaler, aber naher Zukunft: Die digitale Geisterjägerin Ira kümmert sich um Daten-Überreste von Verstorbenen und Ausgezogenen im Prestige-Wohnprojekt „Arcadia“. Hier haben sich alle Bewohner*innen einer Implantation unterzogen, die es durch Bewegungssensoren ermöglicht, denselben realen Raum zu bewohnen, ohne sich jemals zu begegnen. Doch ein abstoßender Geruch durchzieht die schön ausgestatteten virtuellen Welten. Ida ermittelt, mit schwerwiegenden Folgen…
Wilke Weermann gelingt mit seiner urkomischen Dystopie ein durchaus gegenwärtiges Stück über Gefahren der Digitalisierung. Seine Inszenierung zeigt zugleich, wie virtuos er mit dem analogen Medium Theater umzugehen weiß. So beeindrucken die Raum-, Kostüm-, Licht- und Sounddesigns, die er gemeinsam mit seinem Team entwickelte. Wobei die originellen audiovisuellen Erfindungen niemals das großartige Spielerensemble in den Hintergrund verdrängen, mit dem Wilke Weermann mit viel Lust am Detail u.a. ruckelnde Gänge und eine roboterhafte Gestik erarbeitet hat.
Rita Thiele
Wilke Weermann wurde 1992 in Emden...
Wilke Weermann wurde 1992 in Emden geboren. Von 2014-2018 studierte er Regie an der Akademie der Künste in Ludwigsburg. Sein Stück „Abraum“ erhielt den Münchner Förderpreis für Dramatik 2016. 2018 wurde seine Inszenierung „Fahrenheit 451“ zum Festival „Radikal jung“ am Münchner Volkstheater eingeladen. Sein Theatertext „Angstbeißer“ wurde 2019 mit dem Hans-Gratzer-Stipendium ausgezeichnet. Für den Hauptpreis des Heidelberger Stückemarkts 2021 wurde sein Drama „Hypnos“ nominiert.
23
März
2024
Im Rahmen eines Festaktes im Parktheater Bensheim wird der Kurt-Hübner-Regiepreis 2023 an den Autor und Regisseur WILKE WEERMANN für die Inszenierung seines Stücks „Unheim“ verliehen, das er als Auftragswerk für das Schauspiel Frankfurt geschrieben hat.
Den Gertrud-Eysoldt-Ring 2023 geht an den Schauspieler JÖRG POHL für seine Doppelrolle in „Molière – der eingebildete Tote“ von Nona Fernández, ein Werk nach Molière in der Inszenierung von Antú Romero Nunes“ am Theater Basel.
Künstlerische Gestaltung des Abends durch die Schauspielerin und Sängerin Genija Rykova.
Die anschließende Gala beginnt ab circa 20 Uhr im Bürgerhaus.
Für Preisverleihung und Gala ist eine Einladung erforderlich.
24
März
2024
Rita Thiele (Dramaturgin) und André Jung (Schauspieler) im Gespräch mit den Preisträgern
Wilke Weermann, Kurt-Hübner-Regiepreis 2023
Jörg Pohl, Gertrud-Eysoldt-Ring 2023
Freier Eintritt!
Rita Thiele (Dramaturgin) hat als Jurorin des Kurt-Hübner-Regiepreises, Marie Schleef für ihre Inszenierung „Once I lived with a stranger“ am Schauspiel Köln (Uraufführung am 09.09.2022) ausgezeichnet.
Die Preisverleihung wird gemeinsam mit der Gertud-Eysoldt-Ring-Verleihung am 18. März 2023 im Parktheater Bensheim stattfinden.
Marie Schleef, 1990 in Göttingen geboren, inszeniert vorwiegend Texte von Autor:innen, darunter viele Ausgrabungen, die noch nie aufgeführt wurden, und arbeitet so, wie sie selbst formuliert, an einem eigenen weiblichen Theaterkanon. Entschieden und originell sind aber nicht nur ihre inhaltlichen Setzungen. In ihrer inszenatorischen Arbeit entwickelt sie klar strukturierte, eigenwillige Präsentationsformen und übersetzt die Innenwelten ihrer Protagonist:innen in magisch betörende, emotional dichte Bilder.
In der Spielzeit 2020/21 überrascht Marie...
In der Spielzeit 2020/21 überrascht Marie Schleef im Berliner Ballhaus Ost mit der von ihr inszenierten sechsstündigen Performance Name her, in der Anne Tismer 150 von der Geschichtsschreibung vergessene und verdrängte Frauen präsentiert. Gemeinsam haben Marie Schleef und Anne Tismer dafür umfassend recherchiert und geschrieben.
Es ist Marie Schleefs erste Inszenierung nach Abschluss ihres Regiestudiums an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch. Schon ihre Diplominszenierung Die Fahrt zum Leuchtturm nach dem Roman von Virginia Woolf fällt auf: Sie wird zum Körber Studio für Junge Regie nach Hamburg eingeladen, während Name her im Frühjahr 21 die Kritiker:innen Jury des Berliner Theatertreffens als eine der zehn bemerkenswertesten Inszenierungen der Saison 2020-21 auszeichnet.
Mit diesem fulminanten professionellen Start ist Marie Schleef gar nicht zu übersehen. Ihre Zusammenarbeit mit dem Ballhaus Ost und Anne Tismer setzt sie im Januar 2022 fort: In The story of an hour beschäftigt sie sich mit zwei „Urtexten“ des amerikanischen Feminismus, der gleichnamigen Kurzgeschichte von Kate Chopin, einer bei uns wenig bekannten amerikanischen Autorin, veröffentlicht 1894, und der Erzählung „Die gelbe Tapete“ von Charlotte Perkins Gilman von 1892. Auch ihre neueste Arbeit am Schauspiel Köln Once I lived with a stranger, mit der die diesjährige Spielzeit im Depot eröffnet wurde, basiert auf dem Text einer Autorin, in diesem Fall der lebenden, Mitte 40-jährigen Kanadierin Amber Dawn, eine kleine Geschichte, erschienen in „The Guardian“, in der die Schriftstellerin erzählt, wie sie sich einst in ihrer Wohnung von einem unsichtbaren Mitbewohner bedroht gefühlt hat.
Es sind also deutlich Texte von Autor:innen, auf die sich Marie Schleef in ihrer Theaterarbeit konzentriert. Wie sie selbst programmatisch formuliert, arbeitet sie an einem eigenen weiblichen Theaterkanon. Dabei überrascht sie vor allem mit Ausgrabungen, die noch nie aufgeführt wurden. Entschieden, innovativ und originell sind aber nicht nur ihre inhaltlichen Setzungen. In ihrer inszenatorischen Arbeit entwickelt sie klar strukturierte, eigenwillige Präsentationsformen, die Aufführungsdauer, Spieltempo, visuelle und virtuelle Effekte, Stille und Geräusche präzise kalkulieren.
Ihre letzten beiden Arbeiten sind „Silent Pieces“. Übertitel zitieren aus den Erzählungen und vermitteln die Grundsituation. Die Schauspielerinnen Anne Tismer und in Köln Kristin Steffen bleiben stumm, illustrieren nicht den Plot, sondern übersetzen den beklemmenden inneren Zustand ihrer Figuren in magisch betörende, emotional dichte Bilder. Beide Inszenierungen kreieren eine surreale spookige Atmosphäre, zeigen aber auch feinen Witz. Beispielsweise konterkarieren lustige comicartige Animationen auf einem künstlichen Mond (Animation und Bühne: Seong Ji Jang) in Once I lived with a stranger die düsteren Phantasien der namenlosen Protagonistin, kollabieren plötzlich alle Kakteen in und vor ihrer Wohnung (Bühne und Kostüme: Lina Oanh Ngyen), kommt es zu sprachlosen, dennoch vielsagenden, sehr skurrilen Begegnungen zwischen ihr und Passant:innen, die die Bühne queren. „Ein Phantombild“ nennt Marie Schleef die Produktion im Untertitel und vermischt bewusst ernsthafte Anzeichen einer pathologischen Angststörung mit trivialen Humor- und Horror-Elementen.
18
März
2023
Im Rahmen eines Festaktes im Parktheater Bensheim wird der Kurt-Hübner-Regie-Preis 2022 an die Regisseurin MARIE SCHLEEF für ihre Inszenierung „Once I lived with a stranger“ am Schauspiel Köln verliehen.
Der Gertrud-Eysoldt-Ring für das Jahr 2022 geht an die Schauspielerinnen ALICIA AUMÜLLER & PATRYCIA ZIÓLKOWSKA für ihre Rollen in „Ödipus Tyrann“ von Sophokles am Schauspielhaus Zürich.
Künstlerische Gestaltung des Abends: Christian Friedel mit seiner Band Woods of Birnam
Die anschließende Gala beginnt ab circa 20 Uhr im Bürgerhaus.
Für Preisverleihung und Gala ist eine Einladung erforderlich.
19
März
2023
Rita Thiele (Dramaturgin) und Nicolas Stemann (Regisseur, Intendant) im Gespräch mit den Preisträgerinnen
Alicia Aumüller & Patrycia Ziólkowska, Gertrud-Eysoldt-Ring 2022
Marie Schleef, Kurt-Hübner-Regiepreis 2022
Freier Eintritt!
Am Samstag, den 21.5.2022, wurde die junge Regisseurin Leonie Böhm mit dem Kurt-Hübner-Regiepreis für ihre bedeutende Inszenierung "Medea" am Schauspiel Zürich geehrt. Am gleichen Abend erhielt Lina Beckmann für ihre herausragende Leistung als Richard in "Richard the Kid & the King" am Deutschen Schauspielhaus Hamburg den Gertrud-Eysoldt-Ring 2021.
Das Bensheimer Parktheater war gefüllt mit Theaterliebhabern aus nah und fern, die gekommen waren, um die großartige Schauspielerin und die junge Regisseurin zu feiern. Durch den Abend führte mit Charme, Witz und messerscharfer Satire Michael Quast. Reden wurden gehalten, so vielseitig interessant wie unterhaltend:
von tiefer Begeisterung für das Theater sprach Bürgermeisterin Christine Klein,
eindruckvoll rief Akademie-Präsident Hans-Jürgen Drescher die Biografie der namensgebenden und infolge des Nationalsozialismus vergessenen Schauspielerin Gertrud Eysoldt in Erinnerung,
die Dramaturgin Rita Thiele beschrieb in ihrer Laudatio auf Leonie Böhm deren bemerkenswerte Regiearbeit und das ergreifende Ergebnis ihrer "Medea"-Inszenierung,
der Schauspieler Maik Solbach hielt eine sehr persönliche Laudatio auf die einzigartige Ausstrahlung, die Kraft und den Humor seiner Kollegin Lina Beckmann, die gerührt von seinen Worte die Bühne betrat, um den Eysoldt-Ring entgegegen zu nehmen.
Nicht nur den Preisträgerinnen und Redner:innen war Freude und viel Emotion anzumerken - das Publikum war voll der Empathie für die beiden sympathischen Preisträgerinnen. Man feierte die beiden von Herzen.
In besonderem Maße trug die Musik des Paranormal String Quartet zur intensiven Atmosphäre im Parktheater bei. Die Kompositionen von Gustavo Strauß, nuancierend zwischen Klassik, zeitgenössischer Musik und improvisierendem Jazz, beeindruckten das Publikum.
Bei der anschließenden Gala im festlich geschmückten Bürgerhaus setzte sich der gelungene Abend mit Gesprächen bei Getränken und Speisen fort. Live-Musik forderte zum Tanz auf.
Die Matinee im Parkhotel Krone am darauffolgenden Sonntag bot den Gästen Einblick in die Arbeitsweisen und die Persönlichkeiten der beiden Preisträgerinnen. Rita Thiele führte mit Leonie Böhm und Lina Beckmann ein angeregtes Gespräch. Die zahlreichen Zuhörer:innen konnten klugen Gedanken folgen, eine Idee vom Dasein als Regisseurin bzw. Schauspielerin erhalten; auch wurde viel gelacht.
Was für ein schönes Festwochenende!
Leonie Böhm gelingt es, durch ihre...
Leonie Böhm gelingt es, durch ihre klugen, mutigen Zugriffe und in radikaler Kollaboration mit ihren Spieler*innen Texte des klassischen Theaterkanons verblüffend zeitgenössisch erfahrbar zu machen. Besonders eindrücklich zeigt das ihre am Schauspiel Zürich entstandene, zum Berliner Theatertreffen 2021 eingeladene Inszenierung „Medea*“, atemberaubend entwickelt mit Maja Beckmann als Medea und dem Musiker Johannes Rieder, der die Darstellerin auch als Spielpartner begleitet. Dem Original von Euripides nähert sich Leonie Böhm in für sie typischer Methodik: Gemeinsam mit ihrem Ensemble destilliert sie aus dem Text, eigene Fragen, Ideen und Haltungen, ohne den Wortlaut des Stückes zu ändern. So wird die Tragödie entschieden auf Medeas Ringen um Gerechtigkeit, Selbstbestimmung und Empathie reduziert, ihr Handeln bestimmt keine rasende Rache, sondern fragt auch in Wut und größtem Schmerz nach der Möglichkeit, ein verständnisvolles Miteinander zu erschaffen. Wie auch in ihren anderen Inszenierungen ermutigt Leonie Böhm ihre Spieler*innen zu einer radikalen persönlichen Aneignung, auch in Improvisationen. Dadurch blühen sie auf eine Art und Weise, die man schlichtweg nur sensationell nennen kann, und der antike Mythos wird extrem gegenwartsdurchlässig.
Rita Thiele
Leonie Böhm wurde bereits mit ihrer...
Leonie Böhm wurde bereits mit ihrer ersten Arbeit an einem Stadttheater, „Nathan die Weise“ in der Garage des Hamburger Thalia Theaters, nach München zum renommierten Festival Radikal Jung 2017 eingeladen. Davor hatte sie drei Studien abgeschlossen: Nach dem Examen für das Lehramt der Germanistik und Kunst studierte sie Bildende Kunst in Kassel und schloss als Meisterschülerin bei Urs Lüthi ab. Zudem hospitierte und assistierte sie während dieser Zeit immer wieder am Staatstheater Kassel. Es folgte ein Regiestudium an der Theaterakademie der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Ihre Arbeit für das Schauspiel speist sich laut eigener Aussage aus dem unbedingten Wollen, dass man „im Theater gelingende Kommunikation zeigen kann.“ Ihre gleichermaßen berührenden wie fordernden Inszenierungen sind von fragiler Poetik und an vielen exponierten Häuser gefragt. Zuletzt arbeitete sie als Hausregisseurin des Schauspiel Zürich, jetzt wieder als freie Regisseurin wie zu Beginn der Saison 21-22 am Berliner Gorki Theater mit der Produktion „NOORRRRAAAAAAAA“ nach Ibsen.
21
Mai
2022
Im Rahmen eines Festaktes im Parktheater Bensheim wird der Kurt-Hübner-Regie-Preis 2021 an die Regisseurin LEONIE BÖHM für ihre Inszenierung „Medea“ am Schauspielhaus Zürich verliehen.
Der Gertrud-Eysoldt-Ring für das Jahr 2021 geht an die Schauspielerin LINA BECKMANN für ihre Rolle als "Richard" in „Richard the Kid & the King” nach William Shakespeare, Deutsches Schauspielhaus Hamburg in Koproduktion der Salzburger Festspiele
Eine Einladung ist erforderlich.
22
Mai
2022
Die Jurorinnen Karin Henkel und Rita Thiele sind im Gespräch mit den Preisträgerinnen
Leonie Böhm, Kurt-Hübner-Regiepreis 2021
Lina Beckmann, Gertrud-Eysoldt-Ring 2021
Freier Eintritt!
Rita Thiele, Chefdramaturgin und stellvertretende Intendantin am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, hat als Jurorin des Kurt-Hübner-Regiepreises, Florian Fischer für seine Inszenierung „Operation Kamen“ am Staatsschauspiel Dresden in Kooperation mit dem Archa Theater Prag (Uraufführung am 20.10.2018) ausgezeichnet.
Pandemiebedingt konnte die Preisverleihung nicht wie geplant im Frühjahr 2020 stattfinden. Sie wird nun in kleinerem Rahmen zum Auftakt der Woche junger Schauspieler*innen am 11.3.2022 im Parktheater Bensheim nachgeholt.
Angebliche Schleuser animierten unter Verdacht stehende Oppositionelle zur Flucht und führten sie zu einem vermeintlich schon hinter der deutschen Grenze liegenden Posten, wo sie von Soldaten, die sich als Angehörige der US-Besatzungsmacht ausgaben, befragt wurden. Die Betroffenen denunzierten so unwissentlich sich selbst und ihr Umfeld – mit anschließender Verhaftung und zum Teil tödlichen Folgen.
Florian Fischers multidisziplinäre Arbeit dokumentiert nicht nur diese fatale, wenig bekannte Aktion des tschechoslowakischen Geheimdienstes in Zeiten des Kalten Krieges, sondern schafft es durch ihre eindrückliche und raffinierte Erzählform den Bogen zu unserer Gegenwart zu schlagen: So benutzt der Abend das historische Material, um auch bestürzend gegenwärtige Fragen nach der Manipulierbarkeit von Wahrnehmung, verschwimmenden Grenzen von Fakten und Fiktion, Wahrheit und Lüge zu stellen. Film, Sounddesign, professionelles Schauspiel und Arbeit mit Laiendarsteller*Innen werden in einer hochkomplexen Montage zusammengefügt, die auch das Publikum in einer immersiven akustischen Installation miteinbezieht. Die Inszenierung berührt durch die tragischen, sehr realen Lebensgeschichten und stellt gleichzeitig überaus kluge, aktuelle Fragen zum Thema Fake News und deren toxische Auswirkungen.
Florian Fischer wurde in Altötting geboren. Er studierte nach einem Studium der Philologie Theaterregie an der Otto-Falckenberg- Schule in München. Mit seinem Diplomprojekt „Der Fall M – Eine Psychatriegeschichte“ gewann er den Preis für junge Regie im Rahmen des europäischen Fast Forward Festivals. Sein Beschäftigungsfeld ist multidisziplinär und erweitert sich ständig: Dazu gehören Soundarbeiten wie Hörspiele, Installationen, Audiowalks, Lecture Performances sowie komplexe Inszenierungen.
Seit 2014 arbeitete er u.a. in Basel bei Andreas Beck, in München, am NT Gent und am Schauspielhaus Bochum bei Johan Simons, in Braunschweig, Mannheim und dem Wiener Schauspielhaus. Seine Inszenierungen waren auch auf Festivals in Salzburg, Sarajewo und Moskau zu sehen. 2019 wurde er mit „Operation Kamen“ zum dritten Mal zum Festival „Radikal Jung“ am Münchner Volkstheater eingeladen.
Florian Fischer zum Kurt-Hübner-Regiepreis:
"Kurt Hübner - der in meinem Alter noch Mitglied der Kriegsberichterstatter-Kompanie war, die direkt dem Oberkommando der Wehrmacht und Joseph Goebbels unterstellt war - hat einen beeindruckenden Lebensweg als ungemütlicher Intendant und Theatermacher. In der Abschiedsrede aus seiner legendären Bremer Intendanz, die so viele unglaubliche Talente vereint, zu einander wie zu sich selbst geführt hat, sagte er: "Wir können eigentlich nur eines: gefährlich sein durch unsere Imagination".
Darin offenbart sich die Kraft des Theaters, in dessen Tradition wir deutschen Theatermacher stehen. Diese Verantwortung anzunehmen und mit einem Preis geehrt zu werden freut mich sehr."
Florian Fischer (2019)
für „Operation Kamen“, Staatsschauspiel Dresden in Kooperation mit dem Archa Theater Prag
Robert Icke (2018)
für „Orestie“ nach Aischylos, Schauspiel Stuttgart
Nora Abdel-Maksoud(2017)
für „The Making-Off“, Maxim Gorki Theater Berlin
Alexander Eisenach (2016)
für „Der kalte Hauch des Geldes“, Schauspiel Frankfurt
Gernot Grünewald (2015)
für „'anˌ kɔmən – Unbegleitet in Hamburg“, Thalia Theater Hamburg
Julia Wissert (2014)
für „Der Junge in der Tür“ von Juan Mayorga, Staatstheater Wiesbaden
Daniela Löffner (2013)
für „Der Sturm“ von William Shakepeare, Staatstheater Braunschweig und „Kinder der Sonne“ von Maxim Gorki, Schauspielhaus Zürich
Rudolf Frey (2012)
für „Geschichten aus dem Wienerwald“ von Ödön von Horváth, Schauspielhaus Salzburg und „Die Csárdásfürstin“ von Emmerich Kálmán, Südthüringischen Staatstheater Meiningen
Antú Romero Nunes (2011)
für „Rocco und seine Brüder“ nach dem Film von Luchino Visconti, Maxim Gorki Theater Berlin
Kevin Rittberger (2010)
für „Die Abschaffung der Arten“ von Dietmar Dath, Deutschen Theater Berlin
Tilmann Köhler (2009)
für "Die heilige Johanna der Schlachthöfe" von Bertolt Brecht, Staatsschauspiel Dresden
Maik Priebe (2008)
für "Blick zurück im Zorn" von John Osborne, Staatstheater Kassel
Jette Steckel (2007)
für "Gerettet" von Edward Bond, Thalia Theater Hamburg
Roger Vontobel (2006)
für "Das goldene Vliess" von Franz Grillparzer, Schauspiel Essen
Sebastian Schug (2005)
für "Sobald fünf Jahre vergehen" von Federico Garcia Lorca, bat Studiotheater Berlin
Schirin Khodadadian (2004)
für "So wild ist es in unseren Wäldern schon lange nicht mehr" von Theresia Walser, Staatstheater Kassel
Daniela Kranz (2004)
für "Mein junges idiotisches Herz" von Anja Hilling an den Münchner Kammerspielen
Florian Fiedler (2003)
für "Nieder Bayern!" nach Martin Sperrs Stück "Jagdszenen in Niederbayern", Volkstheater München
Tina Lanik (2002)
für „Tropfen auf heiße Steine" von Rainer Werner Fassbinder, Bayerisches Staatsschauspiel München
Monika Gintersdorfer (2001)
für „bedbound“ von Edna Walsh, Münchner Kammerspielen
Christiane Pohle (2000)
für "sitzen in Hamburg" nach Anton Tschechows "Drei Schwestern", Freien Theater Laborlavache in Hamburg
Sandra Strunz (1999)
für "Frost" nach Thomas Bernhards gleichnamigen Roman, Luzerner Theater
Elias Perrig (1998)
für "Das Wehr" von Conor McPherson, Staatstheater Stuttgart und für das Theaterprojekt "Der letzte Henker", eine Coprouktion des Theaters an der Winkelwiese Zürich, des Theaters Tuchlaube Aarau und des Schlachthaus-Theaters Bern
Armin Holz (1997)
für "Die falsche Zofe" von Pierre Carlet de Marivaux, Staatsschauspiel Hannover
Leonhard Koppelmann (1996)
für "Die Juden" von Gotthold Ephraim Lessing, Thalia Theater Hamburg
Erich Sidler (1996)
für "Marquise von O " von Heinrich von Kleist, Staatschauspiel Hannover
Pit Holzwarth (1995)
für William Shakespeares "Perikles", "Wie es Euch gefällt" und "Die lustigen Weiber von Windsor", Bremer Shakespeare Company
Elmar Goerden (1995)
für "Blunt oder der Gast" von Karl Philipp Moritz, Staatstheater Stuttgart
Peer Boysen (1994)
für "Grindkopf" von Tankred Dorst, Schauburg in München
Martin Kusej (1993)
für "Kabale und Liebe" von Friedrich Schiller, Staatsschauspiel Stuttgart
Crescentia Dünßer und Otto Kukla (1992)
für "Fegefeuer in Ingolstadt" von Marieluise Fleißer, Landestheater Tübingen
Anselm Weber (1991)
für "Die Minderleister" von Peter Turrini, Münchner Kammerspiele
Daniela Ginten, Kaplaneigasse 7, 64283 Darmstadt
Am Wambolterhof 2, 64625 Bensheim
06151 9699046
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